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Brief vom 12. Oktober 1695

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


218.


[226]
Fontainebleau den 12. October 1695 umb 3 virtel auff 3.
… Es ist gewiß, daß nichts eher kranck macht, alß trawerigkeit. Ich wünsche, daß der Churfürst von Brandenburg lange zu Lau[1] bey König Wilhelm bleiben mag, damitt E. L. desto lenger I. L. seine gemahlin bey sich behalten mögen oder daß die schönen sachen zu Amsterdam ihn lange auffhalten mögen. Man sagt hir, er wolle seine Churprintzes König Wilhelm zur gemahlin geben. Ich bitte, E. L. thun mir die gnade undt recommandiren mich doch bey mein patgen[2], damitt I. L. meiner nicht vergeßen mögen; ich ehre undt liebe I. L. von hertzen. Man spricht jetzt gantz auff einen andern thon von König Wilhelm, alß vor dießem, man hört überall: c’est un maistre homme, c’est un grand Roy et digne de l’estre undt dergleichen. E. L. haben woll recht, zu sagen, daß die gelobt werden, so glücklich sein. Ich, die gantz nicht ambitieux bin, kan nicht begreiffen, wie man etwaß wünschen undt begehren kan, so so schrecklich viel mühe kost, denn ich bin versichert, daß König Wilhelm bey der belagerung von Namur weder tag noch nacht ruhe gehabt hatt. E. L. müßen sich nicht verwundern, daß man König Wilhelm hir sehr lobt; alles ist mode hir undt seyder ein jahr spricht man nur gar zu frey von alle leütte; von den gekrönten häuptern spricht undt singt man ahm meisten. Ich habe von hertzen gelagt über was E. L. vom hintercastel sagen; es ist wahr, daß König Wilhelm hir davor gehalten wirdt, daß er auch von dießer confrairie ist; man sagt aber nun, daß er es so starck nicht mehr seye, alß er es vor dießem geweßen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. Oktober 1695 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 226
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0218.html
Änderungsstand:
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