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Fontainebleau den 15. October 1695 umb halb 7 abendts.
… Ich muß nun wider ein wenig in beßer faveur kommen alß ich
vorhin war, denn der König hatt mich mitt den dame[s] grave[s] geführt; les
dames grave[s] so heist der König mad. de Maintenon undt ihre freündinen.
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Noch etwas, glaube ich, habe ich vergeßen E. L. zu verzehlen, nehmblich daß
mad. de Maintenon, so in 6 gantzer jahr nicht zu mir kommen, mir hir
eine vissitte en forme abgelegt undt über das hatt sie mir noch durch mad.
de Vantadour
[1] große complimenten laßen machen. Wo mir diß alles
herkompt noch waß es bedeütt, kan ich ohnmöglich wißen, denn ich gehe immer
meinen alten schlendrian fort undt thue wie allezeit; umb dießer damen aber
zu erweißen, daß ihre avancen gar ahngenehm sein, bin ich zu ihr in ihre
cammer [gegangen], denn wenn es regnet, muß ich hir durch ihre antichambre
gehen, umb in die kirch zu gehen, bin also zu ihr [gegangen], habe sie aber
nicht zu hauß gefunden, sie war nüber zur Königin von Engellandt, wo ich
sie auch fundt undt ihr sagte, daß ich sie in ihr cammer gesucht, umb sie
selber zu dancken, daß sie so viel obligante sachen mir hette sagen laßen.
Da machte sie mir noch ein lang undt breit compliment, daß sie noch die
helfft nicht gesagt hette, waß sie von mir denckt. Kan nicht begreiffen, wo
dieße verenderungen herkommen. Erstlich hatte ich eine kleine hoffnung, daß
man vielleicht ahn meine dochter vor mons. le dauphin dencken mögte;
Monsieur hatt mir aber dieße hoffnung gantz benohmen, indem I. L. mir
gesagt, daß I. M. der König ihm declarirt, daß er nicht mehr ahn dießen
heüraht gedencken solle, undt dießes just den andern tag, wie die dame bey
mir geweßen war …