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Brief vom 11. Dezember 1695

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


225.


[230]
Versaille den 11. December 1695.
… Mich wundert nicht, daß die modenesische braudt[1] bedudelt[2] war, sie wirdt ihr lebtag keine serieussere sach thun noch woran ihr mehr gelegen kan sein in dießem leben. Wer hatt denn den plein pouvoir so nerisch[3] auffgesetzt, daß er nicht weiß, daß I. L. die hertzogin von Hannover[4] von unßerm hauß undt nicht vom hauß Lothringen ist? Ich habe woll gedacht, daß die cron greülich schwer sein würde, wie E. L. sie mir beschrieben hatten. Ich glaube, daß der fackeltantz I. L. der hertzogin von Hannover, ihren fraw töchtern undt allen Frantzoßen gar frembt vorkommen ist, denn sie dergleichen nie gesehen. Man sagt, es bringe dem heüraht glück, wenn man sich braff lustig bey der hochzeit macht, drumb haben die junge leütte woll gethan, die halbe nacht zu dantzen. Wenn ich mir vorleßen ließe, würde ich drüber einschlaffen, denn sobaldt ich leßen höre, werde ich schläfferig; ich glaube, daß diß kompt, weillen ich vor dießem nichts habe leßen hören, alß predigten, so mir jungfer Kolbin[5] vorlaß, worüber ich allemahl eingeschlaffen undt mich also dran gewont habe. Ich glaube aber, wenn ich das glück undt die gnade hette, bey E. L. zu sein, wenn sie arbeitten, undt also reden undt lachen könte, würde ich mich baldt des schlaffens bey dem leßen wider abgewehnen. Ma tante von Maubisson undt ich würden ruinirt werden, wenn man impo[6] auff die winde setzen solte …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. Dezember 1695 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 230
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0225.html
Änderungsstand:
Tintenfass