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Brief vom 26. Februar 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


232.


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Versaille den 26. Februari 1696.
… Der gutte König Jacob ist in voller hoffnung, daß man ihn wider in Engellandt beruffen wirdt, denn er sagt, König Wilhelm were gar trawerig undt ambarassirt, hette ein ordre außgehen laßen, daß alle Engelländer ihm, dem König Jacob, abschweren solten; das hette aber niemandes thun wollen, erkendten ihn vor ihren legitimen König also noch, undt darauff flattirt er sich, daß seine unterthanen ihn noch gantz lieb haben undt wider beruffen werden. Ich habe dem gutten König zwar dieße hoffnung nicht benehmen wollen, allein ich kan gar nicht glauben, daß man ihn wider begehrt undt lieber alß König Wilhelm hatt; mich deücht, die unterthanen haben ihm genung ihren haß undt widerwillen erwießen, indem sie König Wilhelm beruffen undt zum König gemacht haben. … Es ist schwer zu wißen, wie feu mad. la princesse[1] ist tractirt worden; alle die, so freünde vom hauß de Condé sein, sagen zwar, daß man ihr viel freyheit gelaßen hatt undt daß sie spatziren dörffte, allein andere sagen, es seye nicht wahr, sondern man hette sie nie auß der cammer gelaßen; daß sie aber niemandts besucht hatt, das ist wahr undt woll kein wunder, denn sie hatte einen gar zu wunderlichen humor. Mons. de Luxembourg (der vatter des jetzigen) hatt mir einmahl verzehlt, daß, wie mons. le prince[2] in Flandern war, war er undt Guito[3] in seiner gemahlin cammer bey ihm. Man rieff mons. le prince, so dermahlen viel zu thun hatte; mad. la princesse war im bett, mons. de Luxembourg stundt oben zu heüpten undt Guito zu füßen undt sprachen gar serieux von mons. le prince seine affairen; auff einmahl sagte sie: il est vray, mons. le prince est un grand homme, mais fait il bien, de laisser une femme comme moy sans le devoir de mary? voyés comme [236] je suis faitte, damitt wurff sie auff einmahl die decke weg undt blieb gantz nackendt liegendt. Mons. de Luxemburg sagt, er undt Gito blieben so bestürtzt drüber, daß keiner das maul mehr auffthat, sondern lieffen beyde davon. Hundert solche extravaganzen hatt dieße printzes ahngestelt, war also kein wunder, daß man sie nicht hatt sehen laßen, wie sie einmahl eingespert war. E. L. maußdreck[4] ist doch nicht so gar närisch, alß dieße war. Ich muß lachen, daß E. L. sie unßer etc. heyßen. Ich bin fro, daß ihr herr vatter[5] sich vest helt undt sie nicht besucht, fürchte, daß sie, wenn sie ihn sehen solte, mitt oncle[6] brouilliren mögte …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. Februar 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 235–236
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0232.html
Änderungsstand:
Tintenfass