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Brief vom 1. April 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


236.


[241]
Versaille den 1. April 1696.
… Die Frantzoßen können ohnmöglich das außlachen laßen; alles, was sie hören, muß außgelacht werden. Nun sie sehen, daß König Jacob nicht widerkompt, undt sie doch meinen, daß nichts mehr zu thun seye, haben sie zu Paris affichirt: cent escus à gagner qui pourra trouver une maniere honeste pour faire revenir le roy d’Angleterre à St. Germain. Dießer einfall ist mir so possirlich vorkommen, daß ich das lachen nicht habe halten können, ob der gutte König mich zwar sehr jammert. Nun alles entdeckt ist, glaube ich, daß König Wilhelm woll so baldt keine gefahr außstehen wirdt. Daß Engelländer sich selbst ermorden, ist gar gemein bey ihnen; unßere Königin in Engellandt hatt mir gesagt, daß, so lang sie in Engellandt geweßen were, kein tag vorbeygangen, wo sie nicht gehört, daß sich jemandts erhenckt, erstochen oder erschoßen hette, sowoll weibs- alß mannspersonen. Ich habe E. L. schon geschrieben, wie sehr man die ermordung hier leügnet undt vorgibt, daß König Wilhelm es nur erdacht, umb die Engelländer zu attandriren undt auff sein parthey zu ziehen. Unßer König soll gesagt haben: le prince d’Orange me rendra bien la justice de ne pas croire que je l’ay voulu faire assassiner, car il sait bien que j’ay tenus des gens deux ans en prison de m’avoir seulement fait la propossition de l’assassiner. Da sehen E. L., daß unßer König kein part dran hatt. Die conspirateurs mögens vielleicht woll unter einander selber resolvirt haben; der duc de Barwick[1] selber mögte es woll erdacht haben, denn er ist ein wenig brutal. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 1. April 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 241
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0236.html
Änderungsstand:
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