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Brief vom 15. Juli 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


245.


[248]
Portroyal, Sontag den 15. Julli 1696.
… Alles was man unß von jener welt sagt, ist gar unbegreifflich; mir gefiele der metamsicose[1] nicht übel, wenn man sich dabey erinern könte, was man geweßen were, denn zu sehen, daß man nicht gantz abstirbt, were ein großer trost im sterben, aber wie die sachen beschaffen sein, ist es gar nicht ahngenehm … In dem letzten brieff, so ich von unßer hertzogin[2] gestern entpfangen, schreibt sie mir, daß sie nicht nach Lorette wirdt wegen der hitze gehen, ihre fraw tochter[3] also nicht durch beten kinder herbey zu schaffen [sucht]. Vielleicht weiß der hertzog von Modene[4], so immer cardinal geweßen, die kunst nicht recht, kinder zu machen met verlöff met verlöff; unßere hertzogin solte die sach genawer examiniren. Hette die marechalle de Rochefort[5] nicht ungefehr mons. le dauphin examinirt, hette mad. la [249] dauphine ihre 3 printzen nicht bekommen, denn er machte es gar überzwerg; die marechalle sagte ihm aber, wie er es machen müste, gleich darauff wardt mad. la dauphine schwanger. Die presenten, so man geben muß, mögen unßere hertzogin woll so bange gemacht haben, alß die hitze, umb nicht nach Lorette zu gehen. Ich kan nicht begreiffen, wie gescheydte leütte solche possen vertragen mögen alß daß man zu Laurette der jungfer Maria einen hoffstaht macht. Knige[6] habe ich heütte mitt ein recomandationschreiben nach Strasburg ahn pfaltzgraff Cristian von Birckenfelt geschickt, umb ihn so lang ins elsässische regiment zu thun, biß sein vatter ihm zu wißen thut, waß er mitt ihm ahnfangen will, denn hir zu Paris lehrnte der mensch nichts alß alle untugenden … Ich wünsche von hertzen, daß was die hertzogin von Ostfrießlandt[7] E. L. geschrieben, wahr werden möge, daß es einen generalfrieden geben möge undt mein tochter den hertzog von Lotheringen[8] bekommen, denn ich glaube, wie ich ihren humor kene, daß sie mitt dießem hertzog glücklicher alß mitt dem römischen König sein würde, sage also von hertzen amen dazu undt würde recht fro sein, sie auß der maußdreck[9] händen zu wißen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Juli 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 248–249
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0245.html
Änderungsstand:
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