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Brief vom 2. September 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


251.


[253]
Versaille den 2. Septemb. 1696.
… Mein patgen[1] ist glücklich undt meritirt ihr glück woll; weill I. L. das bawen auch lieben, wirdt es ihr auch ein divertissement seyen, in dem neuen gutt bawen zu sehen[2]; es muß etwaß schönnes sein, [254] denn 150 000 thaller ist doch ein braff gelt. … Ich bin wider in ungnaden, ohne es verdint zu haben. Sobaldt ich zum König komme, geht die fraw zot fort; wenn ich sie bitt, zu bleiben, antwort sie nichts undt purt[3] doch fort mitt einem hönischen maul. Man tractirt mich gar ohnhöfflich hir, man lest mich alle tag eine halbe stundt vor des Königs thür wartten, ehe man mich ein lest; offt schickt man mich gar wider ab, ob zwar in der zeit alle des Königs bastard undt Monsieur selber in der cammer sein. Umb die warheit zu bekenen, so ist das ein wenig hart zu verdawen, daß man einen tractirt, alß wenn man eine cammermagt were; Monsieur selber hilfft dazu undt je übeller man mich tractirt, je mehr ergetzt es ihm; aber wie in meinem schreibbuch stehet, wie ich ein kint war:
Was nicht zu endern stehet
Laß gehen wie es gehet
;
gehe derowegen nur meinen gerahten weg fort. Vor zwey tagen kont ich doch nicht laßen, ein wörtchen davon zu sagen ahm König: meine dochter war mitt mad. de Chartre[4] spatziren gefahren; Monsieur fragte mich vor den König, ob mein dochter noch nicht wider kommen were? Ich sagte: j’ay envoyé chés elle, Monsieur, car comme on me fait toujours attandre une demie heure avant que je puisse savoir, si j’auray l’honneur d’entrer icy, j’ay cru que ma fille pouroit avoir tout le temps de venir. Der König antwortete kein wort …
Hir haben die volleurs ein placard ahngeschlagen zu Paris, worin stehet: jusques icy nous n’avons fait que voller, mais si ou continue de rouer ceux qu’on prendra de nous autres, nous tuerons et ne ferons quartier à personne, undt in der that sie fangen ahn jetzt zu morden; welches mich gantz bang vor meinen sohn macht, der so gern nachts zu Paris herumb spatzirt. Wenn man jungfer wider kan werden, nachdem man in 19 jahren nicht bey sein mann geschlaffen hatt, so bin ich es gar gewiß wider. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. September 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 253–254
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0251.html
Änderungsstand:
Tintenfass