Seitenbanner

Brief vom 16. Oktober 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


256.


[258]
Fontainebleau den 16. Oct. 1696.
… Es were zu wünschen, daß die Churfürstin von Saxsen[1], so jetzt regierendt ist, einen Churprintzen bekommen möge. Der Churfürst von Saxsen ist noch jung genung, umb braff starck zu sein; der Keyßer hatt kein unrecht, den teller, so er[2] gerolt, undt den becher, so er entzwey getruckt, in die kunstkammer zu thun, denn eine solche stärcke ist etwaß rares. Dießer Churfürst erspart viel, die Konigsmarckin nicht vor seine declarirte metres zu erkennen … Ich halte König Wilhelm vor so politisch, daß ich glaube, daß, wenn es ihm zukompt, sich wider zu heürahten, er wenig achten wirdt, wie die person außsicht. Von mons. Helmonts philosophie werde ich dießmahl nichts sagen, doch nur dieß antworten auff [das] was E. L. von Lucien[3] dialogue sagen, daß ich glaube, daß Pilatus nicht persuadirt war, daß die menschen die warheit kenen, weillen er zu unßerm herrn Christus fragte, [259] was warheit seye? undt keine antwort erwarttete. Den lieben Gott walten zu laßen, ist woll das beste in allem. Wolte Gott, man were hir E. L. meinung, welche auch die meine ist, niemandes wegen seiner religion zu haßen noch übel zu tractiren. Ich glaube fest, daß E. L. alle die ursachen errahten haben, so unßere hertzogin[4] betrüben; mich jammert sie recht, denn sie ist das beste gemühte von der welt. Weillen sie aber zu Hannover sparen kan, wirdt sie woll wider lustig werden …
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 16. Oktober 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 258–259
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0256.html
Änderungsstand:
Tintenfass