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Paris den 29. November 1696.
… Mons. Leibenitz letzten brieff verstehe ich weniger, alß den teütschen,
denn es ist viel von mathematiquen drin, da ich gar nichts von weiß; ich
werde es aber ahn savants geben undt eine antwort drüber machen laßen.
Alle savants seindt jetzt sehr ambarassirt mitt alle taxen, so sie zahlen
müßen, welches ihnen woll so sehr auffs wenigst ahnliegt, alß die philosophie,
da man jetzt wenig ahn hoff von hört. Mons. le duc de Bourgogne hatt
einen dissimulirten humor undt sagt selten waß er denckt, allein sein
unterhoffmeister hatt mir doch gesagt, daß er lieber gesehen hette, daß la princesse
nicht so gar ein kint geweßen were. Vor dem heüraht werden dieße zwey
einander nicht müde können werden, denn sie werden einander alle 14 tage
nur einmahl sehen. Dießer hertzog wirdt gar gottsförchtig erzogen, aber ich
glaube, daß, wenn er sein eygen herr wirdt werden, daß er dan desto ärger
raßen wirdt undt eben so woll den nebenweg gehen wirdt alß alle andern
hir im landt. E. L. thun ein wunsch, den ich schon manchmahl gethan,
nehmblich die alte
[1] zu überleben, umb zu sehen, wie es hernach hir sein
wirdt, wolte es gerne E. L. berichten können … Der König ist so jaloux
von la princesse, daß er alß bang ist, daß diß kint sich mehr ahn unß alß
ihn gewehnen möge. Were ich ohne Monsieur undt meine kinder zu
Versaille blieben, hette der König gemeint, ich hette ein dessein undt hette mich
noch ärger drüber gehast, habe also mitt her gemüst …