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Brief vom 29. November 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


263.


[264]
Paris den 29. November 1696.
… Mons. Leibenitz letzten brieff verstehe ich weniger, alß den teütschen, denn es ist viel von mathematiquen drin, da ich gar nichts von weiß; ich werde es aber ahn savants geben undt eine antwort drüber machen laßen. Alle savants seindt jetzt sehr ambarassirt mitt alle taxen, so sie zahlen müßen, welches ihnen woll so sehr auffs wenigst ahnliegt, alß die philosophie, da man jetzt wenig ahn hoff von hört. Mons. le duc de Bourgogne hatt einen dissimulirten humor undt sagt selten waß er denckt, allein sein unterhoffmeister hatt mir doch gesagt, daß er lieber gesehen hette, daß la princesse nicht so gar ein kint geweßen were. Vor dem heüraht werden dieße zwey einander nicht müde können werden, denn sie werden einander alle 14 tage nur einmahl sehen. Dießer hertzog wirdt gar gottsförchtig erzogen, aber ich glaube, daß, wenn er sein eygen herr wirdt werden, daß er dan desto ärger raßen wirdt undt eben so woll den nebenweg gehen wirdt alß alle andern hir im landt. E. L. thun ein wunsch, den ich schon manchmahl gethan, nehmblich die alte[1] zu überleben, umb zu sehen, wie es hernach hir sein wirdt, wolte es gerne E. L. berichten können … Der König ist so jaloux von la princesse, daß er alß bang ist, daß diß kint sich mehr ahn unß alß ihn gewehnen möge. Were ich ohne Monsieur undt meine kinder zu Versaille blieben, hette der König gemeint, ich hette ein dessein undt hette mich noch ärger drüber gehast, habe also mitt her gemüst …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 29. November 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 264
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0263.html
Änderungsstand:
Tintenfass