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Brief vom 9. Dezember 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


265.


[265]
Versaille den 9. December 1696.
… Umb E. L. zu erweißen, daß ich recht habe zu glauben, daß unßer Jupitter[1] noch Alcmenen[2] hette, wenn er dörffte undt man ihm nicht bang vor Pluto machte, so muß ich sagen, daß vergangene woche war eine gar schöne fraw hir, so der marechalle de la Motte[3] baß ist undt mad. de la Bossiere[4] heist; sie bliebe etliche tage hir, ginge hernach wider nach Paris. Da fragte unßer Jupitter: où est mad. de la Bossiere? Man antwortete: elle est retournée à Paris. Er antwortete: j’en suis fort aise, car j’advoue que, quand je la vois, je ne puis m’empecher [266] d’avoir toujours les yeux attachés sur elle. Hirauß sehen E. L., daß ich recht habe. Wenn einmahl einen die furcht vorm teüffel einnimbt, werden die, so man meint[, daß sie] gutten raht gegen den teüffel geben können, herr undt meister über unß. E. L. können ohnmöglich glauben, waß vor ein einfältigen glauben der große mann hatt, recht wie die kinderwärterinen; es jammert einen, wenn man ihn davon sprechen hört. Daß E. L. nicht bang vor dem teüffel sein, wundert mich nicht: erstlich so wißen E. L. die christliche religion perfect woll, undt zum andern so haben sie nie die schwachheit gehabt, bang zu sein; E. L. leben woll undt thun guts, haben sich also auff keine weiße zu fürchten. Ehe der große mann sich ahn den devotten gelieffert, hatte er sein leben seinen negsten nicht so gehast, alß er nun thut. Ich muß von hertzen lachen, daß E. L. sagen, daß König Jacob vor heylliger passiren kan, weill man muß wie kinder werden, umb das reich gottes zu bekommen[5]; aber, unter unß geredt, ich halte unßern großen mann noch einfältiger in der religion, alß König Jacobus; in andern sachen aber hatt er mehr verstandt. … Ich bilde mir ein, die schwedische pfaltzgräffin[6] ist nach Rom zu ihrem herrn bruder[7], so dort catholisch geworden ist. Er hatt mir einen großen brieff geschrieben undt part geben, daß er religion geendert hatt, ich weiß aber nicht, waß drauff zu sagen ist, habe ihm also nicht geantwortet. Weillen dieße pfältzische princessinen beyde dolle köpff haben, glaube ich, daß die elste, so ein beßer gemühte alß die zweyte hatt, beßer undt glücklicher allein, alß mitt ihrer schwester wirdt leben können[8]. [267] Die gräffin Platten undt ihre dochter werden eine geselschafft vor sie sein. Aber wo hatt die gräffin Platten alle die freüllen auffgefischt, so sie mitt nach Osnabruck führt? Ich habe es dem jungen Longeul[9] woll ahngesehen, daß er nicht geistlich werden würde, ich habe es ihm prophezeyt. Wenn seine schwester[10] so artlich vor ein medgen ist, wie er vor ein pub, haben E. L. ein artig jüngfergen, freüllen will ich sagen, ahn sie. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 9. Dezember 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 265–267
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0265.html
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