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Brief vom 6. März 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


280.


[280]
Marly den 6. Mertz 1697.
… Ich wünsche von hertzen, daß mein hertzlieb ma tante lang genung leben möge, vatters[1] undt sohnes[2] gantzes leben hir zu erfahren. Mir verlangt gar keine verenderung zu sehen, denn ich bin versichert, daß alles noch ärger werden wirdt, denn der sohn ist brutal undt folgt wenig was raisonabel ist. Hette der vatter ein guttes gemühte bey sich, so ihn regirte sowoll alß den bößen teüffel[3], solte es nicht so übel hergehen. Es ist woll wahr, daß man gar nicht mehr sagen kan, daß die politesse in Franckreich ist, denn nichts ist bruttaller, alß schir alle die leütte von qualitet nun sein. Wenn man will, daß Teütschlandt poli soll werden, muß man keine junge [281] leütte mehr in Franckreich schicken, denn sonsten werden sie nichts alß desbauchen voll saufferey undt ittallienische laster lernen. Man thut gar woll in Teütschlandt das sauffen abzuschaffen, denn das abrutirt[4] die leütte greülich. Die plenipotentiare seindt nun weg; Gott gebe, daß der frieden baldt folgen möge. Des gutten Königs Jacobs manifest habe ich ohnmöglich außleßen können, es ist so bludtslangweillig, daß ich drüber einschlaffe. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. März 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 280–281
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0280.html
Änderungsstand:
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