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Brief vom 24. April 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


287.


[285]
Marly den 24. April 1697.
… Ich bin fro, daß patte beßer ist; ob Gott will so wirdts mir nicht so gehen auff der jagt, ich reitte keine dolle pferde. Was meins sohns gemahlin unahngenehm macht, seindt ihre hängende backen, welche das mündtgen met verlöff met verlöff wie ein arschlöchlichen macht außsehen, darnach auch ihr zitternder kopff undt gar unahngenehme außsprach, denn sie zicht die wörter ein ellen lang undt girt darbey; mein sohn sagt, daß das unter geschir all woll geschaffen soll sein; sie solle viel verstandt haben, allein sie will nie vor mir reden undt ist gar mißtrawisch. Ich gehe gern mitt offenhertzigen leütten umb … Es ist gewiß, daß man la princesse[1] woll ahn den augen undt mehr alß unßern maußdreck ahnsicht, daß sie verstandt hatt. [286] Unßer König hatt eine greülich passion vor das kindt … Ich bin gar nicht curieux mehr, undt langsam in der kutzsch zu fahren, da wirdt mir übel bey. Mein berenkatzenaffengesicht ist zu heßlich, umb lust zu nehmen, es ohne noht zu weisen, denn zu dencken, daß man im gantzen cour sagt: que Madame est lache! das ist eben nicht nöhtig zu suchen, gehe also nie im cour. … E. L. thun mir doch die gnadt undt schicken mir von den gedruckten exemplarie von den reliquen vom abt[2] von Lockum, damitt die devotten hir sehen mögen, was schöne heyligkeitten E. L. haben …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. April 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 285–286
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0287.html
Änderungsstand:
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