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St. Clou den 16. May 1697.
… Vorgestern war ich zu Paris, denn das arme kindt, mad
lle de
Chartre
[1], lag auff den todt; man erwartet nur ihr endt; jammerte mich
recht, allein wie ich sahe, daß ihre fraw mutter
[2] keinen threnen vergoß, ihr
großvatter
[3] nur ahn spiellen dachte undt deßwegen zu Sessac
[4] ging, die
mutter sich eine braffe colation von 4 großen schüßeln vorsetzen ließ, dachte
ich, daß es eine thorheit ahn mir were, mich allein zu betrüben; weillen ich
aber das spectacle ohne mühe nicht ahnsehen konte, setzte ich mich hübsch
in kutzsch undt fuhr wider her. … Es ist eine wunderliche sache, daß man
sich einbildt, man könne Gott nicht gefahlen, ohne gantz einfältig zu werden.
Mich deücht, man würde Gott mehr gefahlen, allen sein witz undt verstandt
ahnzuwenden, ihm zu dinnen, denn weillen wir, umb Gott zu gefahlen, nach
seinem ebenbildt sein müßen undt Gott der allmächtige ja die weißheit selber
ist, so, deücht mir, ist es gantz ungereimbt, daß man, ihm zu gefahlen, die
einfalt erwehlt. … Es erscheinet woll, daß König Wilhelm von einem andern
humor ist alß sein schwigerherrvatter
[5]. Ich will Hamilton übermorgen
fragen, waß toris undt wichs heist. Es scheindt auß was E. L. mir
belieben zu verzehlen, daß König Wilhelm gar woll weiß, wie man mitt dießer
nation umbgehen muß … Gestern kam die zeittung, daß Ath
[6] belägert ist;
das lest sich doch noch gar kriegerisch ahn
[7]. Gott gebe, daß ein gutter
frieden drauff erfolgen möge …