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Brief vom 11. Juli 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


297.


[292]
St. Clou den 11. Julli 1697.
… Gestern kam ein cammerdiner vom römischen König[1] mitt dem envoyé von Parma her; er verzehlte mir viel vom keyßerlichen hoff undt daß die Keyßerin[2] alle tag kocht, hatt nur eine taffete kap fest auffgebunden, ein gar schmutziges undt schlechtes kleydt ahn undt einen großen weißen schurtz wie eine rechte köchin umb sich gebunden. Wenn der Keyßer[3] kranck ist, will er keinen bißen eßen alß was die Keyßerin gekocht hatt. Es scheindt auß dießes cammerdiners reden, daß der römische König wenig tendresse vor seine fraw mutter hatt; sie helt ihn auch sehr übel. Er soll gar lustig undt lebhafft sein, mögte gerne lachen undt schwetzen; sobaldt aber eine von den damens den römischen König nur ansicht, jagt sie die Keyßerin gleich weg, hatt auch kammerherrn exilliren machen; zudem so will sie, daß der römische König devot sein solle, undt das kan er nicht sein, er stelt sich aber seiner fraw mutter zu gefahlen gantz devot ahn. Die Keyßerin soll ahm keyßerlichen hoff sehr gehast sein. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. Juli 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 292
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0297.html
Änderungsstand:
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