Seitenbanner

Brief vom 1. August 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


301.


[295]
St. Clou den 1. Augusti 1697.
… Daß der Churfürst von Saxsen sich nicht hatt vergnügen können, Churfürst zu sein, darauß erscheindt woll, was ich all lengst beobacht, daß man in dießer welt nicht recht volkommendtlich glückseelig sein kan undt einer eher selber waß ungereimbts ahnfengt, sein glück zu verschertzen, denn were dießer Churfürst nicht taußendtmahl glücklicher geweßen, wenn er hübsch ohne sich zu plagen in ruhe undt frieden Churfürst von Saxsen geblieben were, alß über eine so interessirte undt unbeständige nation König zu sein, von welcher er nicht allein nicht absolute herr undt meister sein kan, sondern nur mehr in dem nahmen, alß in der that König sein wirdt? undt dießen platz muß er mitt sorgen, mühe undt vielleicht noch mitt viellem bludtvergießen erwerben, undt kompt er nicht zu seinem zweck, wirdt er noch dazu außgelacht werden, also sein gelt zu seinem eigenen spott wirdt geben haben. … Man ist hir noch nicht persuadirt, daß die Poln eine ambassade ahn Chursaxsen schicken werden. Man sagt hir, daß die drey Könige, so hir sein, der drey zeitten simbolle seyen, du passé, present et avenir: König Jacob seye le passé, unßer König le present undt der König in Poln, alß printz de Conti, l’avenir. Ich glaube, daß, welcher von beyden Königen in Poln nicht König bleibt, wirdt glücklichsten stern haben undt folgen. Wie ich sehe, so hatt man sich hir gar umbsonst flattirt, daß der Czaar herkommen mögte. Durch sein fewerwerck erweist er keine große affection vor Franckreich. … [296]
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 1. August 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 295–296
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0301.html
Änderungsstand:
Tintenfass