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Brief vom 18. September 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


311.


[305]
Port Royal den 18. Septemb. 1697.
… Ich sage E. L. demütigsten danck, daß sie die mühe genohmen, mir mitt eygener handt abzuschreiben, waß sie neües auß Poln bekommen. Hir glaubt man festiglich, daß die neüe diette den printz de Conti zum König declariren will, sollen auch einen niedergehauen haben, so des Churfürsten von Saxsen gedacht hatt. Der printz de Conti ist glücklich durch den Sont[1] passirt, wie man gestern durch einen expressen courier vernohmen, hatt zwar eine englische flotte rencontrirt, weillen aber selbige ahm ancker lagen undt vor gar zu gefährlich hielten, die cable abzuschneyden, haben sie den printzen nicht einhollen können. Sein parthey soll sich von tag zu tag verstercken. Man sagt auch, daß der Churfürst von Saxsen hülff ahn König Wilhelm begehrt, selbiger hette es aber blat abgeschlagen, wie auch I. L. der Churfürst von Brandenburg, undt daß dieser letzte soll geantwortet haben, daß er sich in die polnische händel nicht mischen wolle. Ich weiß dem großen Czaar recht danck, daß er ahn E. L. gedacht hatt undt ein pressent geschickt[2]; das erweist sein gutt gemühte … Der Czaar muß keine convulsionen ahm hintern gehabt haben, weillen er ihn so gern weist. Wie ich sehe, so seindt die Czaaren ihres lebens eben nicht so gar sicher, weillen dießer schon einmahl ist vergifftet worden. E. L. sagen gar recht, grimassen seindt woll zu verzeyen, wenn nur das gemühte gutt ist. Solte [306] er ins ellendt fallen, wirdt er nie hungers sterben können, weillen er 14 handtwerck kan[3]. Der große man hir hatt ihn sehr außgelacht, daß er in Hollandt bey einem zimmerman gearbeit hatt undt die schiffe helffen machen; wenn er aber erfahren wirdt, wie woll dießer herr seine galleren, die er gemacht, ahngewendt hatt, wirdt er es ihm verzeyen undt es vor keine lapperey mehr halten. … Die Churfürstin von Saxsen[4] alß Königin hatt complimentiren laßen; Chursaxsen fraw mutter[5] muß auch nicht so eyfferig in ihrer religion sein, alß man gemeint, weillen I. L. gar nicht böß auff Dero herrn sohn sein, welches darauß erscheindt, daß sie ihm gelt undt juwellen gelehnt hatt, umb zu der cron zu gelangen[6]. Es ist doch wie ein miracle, daß dießer Churfürst so pesé[7] geworden, er muß außgerast haben. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. September 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 305–306
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0311.html
Änderungsstand:
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