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Brief vom 10. November 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


316.


[309]
Paris den 10. November 1697.
… Mons. de Sens[1] hatt, glaube ich, ohne reflection seine antwort geben: E. L. werden aber auß mons. de Troye, meines gutten freündts, brieff ersehen, so er mir auff dießen text geschrieben, daß er sowoll alß der herr von Leibnitz gar woll von dießer sach instruirt ist … Nach allem ahnsehen wirdt es baldt friedt in Poln sein undt der gecrönte König in sein Churfürstenthum ziehen können[2]. Die Königsmarckin muß in ungnaden sein, weillen sie wider nach Saxsen ist ohne den König zu sehen; die gräffin Isterley[3] hatt denn das feldt erhalten. Wie ich sehe, so macht dießer König seine Poln zahm; er thut woll, sich den pfaffen nicht zu vertrawen. In vollem opera kamen mir die threnen in den augen, alß ich las, daß oncle I. L. der Churfürstin seiner fraw tochter den seegen gegeben[4]. Gott gebe, daß I. L. denselben über 40 jahr eben so wider entpfangen mögen undt E. L. mir es alßdan berichten mögen, aber biß dahin kein ursach wehr zu weinen bekommen mögen. … E. L. werden schon auß meinem schreiben von Paris ersehen haben, wie ich woll weiß, das Churpfaltz Monsieur ahnstatt des [310] sequester 200,000 francken des jahrs geben wirdt. E. L. errahten aber woll gar recht, daß ich wenig davon bekommen werde. Wenn man nur, wie man mir verspricht, meine schulden zahlt, werde ich woll zufrieden sein müßen, allein man hatt mir es schon 6 jahr lang versprochen, ohne daß es geschehen, werde es also nur glauben, wenn ich es sehe. Von alles was vorher auß der Pfaltz kommen, da habe ich kein heller noch pfennig von zu sehen bekommen, will glauben, daß es hirmitt eben so gehen wirdt; bekomme ich dan waß, so werde ich desto froher sein, hette es hoch von nöhten, denn armer ahn bar gelt alß ich bin, kan man nicht sein. Wenn ich gefragt, ob denn, was auß der Pfaltz käme, nicht mein seye? hatt man geantwortet: ja, allein Monsieur seye le maistre de la comunauté, der könne sein leben mitt alles schalten undt walten, wie es ihm beliebe, ohne daß ich waß dargegen zu sagen könte finden, käme er aber zu sterben, so müste man auff sein gutt die summa vor mich widerfinden. Dießes ist mir gar nicht tröstlich vorkommen, weillen aber, was ich auch dagegen sagen möge, zu nichts nicht hilfft, schweyge ich undt gehe mein geraden weg fort. Was aber das verdrießlichste ist, ist, daß ich vor meinen augen sehe, wie übel undt ahn nichtswürdigen leütten mein gelt ahngewendt wirdt. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. November 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 309–310
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0316.html
Änderungsstand:
Tintenfass