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Brief vom 20. Februar 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


332.


[324]
Paris den 20. Februari 1698.
… Wie sehr mich Dero unglück undt verlust[1] erschreckt undt betrübet, kan ich E. L. nicht außsprechen; E. L. wißen aber woll, wie sehr ich oncle s[eelig] geehret, respectiret undt geliebet habe, können also ahn meinem schmertzen undt betrübtnuß nicht zweyfflen, undt wenn ich auch gleich oncle nicht so hertzlich geliebet hette, alß ich gethan, würde mich doch E. L. abscheülich betrübtnuß zu hertzen gehen undt betrüben, denn es kan mein hertzlieb ma tante nichts begegenen, so ich nicht entpfinde alß wenns mir selber geschehen, undt wenn E. L. meine leibliche fraw mutter weren, könte ich sie nicht mehr respectiren undt von grundt der seelen lieben, alß ich thue undt thun werde, biß es mitt mir ahn dem sein wirdt, wo es leyder jetzt mitt oncle ist … Der hertzog von Zelle[2] jammert mich von hertzen, just gekommen zu sein, umb lieben herrn brudern sterben zu sehen. Ich höre recht gern, daß E. L. herrn söhne ihre schuldigkeit so woll bey E. L. thun, wie auch patte. Von dießem undt hertzog Ernst August[3] nimbt es mich nicht wunder, dero guttes gemüht ist mir bekandt, allein ich gestehe, dem itzigen Churfürsten[4] hette ichs nicht so woll zugetrawet, bin fro, daß ich mich hirin betrogen habe … Ich weiß freylich woll, waß ein gar ellendt leben E. L. seyder anderthalb jahr geführt haben; Gott gebe, daß es E. L. nicht ahn Dero gesundtheit möge geschadet haben, allein ein ewigen ruhm haben E. L. damitt erworben.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. Februar 1698 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 324
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0332.html
Änderungsstand:
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