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Brief vom 17. August 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


352.


[342]
Port Royal den 17. Augusti 1698.
… Die gräffin Platten[1] solte das große faß zu Heydelberg mitt sawerbrunnen außdrincken, so würde sie nicht courirt, wenn ihr kranckheit nichts als betrübtnuß ist. Hette sie sich weniger magnifiq gehalten, hübsch das große gelt gespart, so sie bekommen, so hette sie jetzt nicht zu regretiren, daß sie die pantecrate nicht mehr ist.
Man sagt im teütschen sprichwort: Wenn das kint todt ist, so hatt die gevatterschafft ein endt, also geht es der gräffin Platten auch: die faveur ist dahin, also hatt die auffwartung auch ein endt[2]. Graff Platten muß von der opinion sein, daß die schande, hannerey[3] zu sein, nur in der einbildung bestehet. Einer, so schöne schenckel undt bein hatte hir im landt undt ein hannerey[4] war, betrachtete seine bein undt sagte: pour estre cocu je n’en ay pas la jambe plus mal faite, war also gar woll mit zufrieden, so muß graff Platten sein parthey auch genohmen haben[5]. … Ich bin mitt [343] mons. de Cambray[6] undt mons. de Meaux[7] wie die kinder, so papa undt mama lieb haben, ich halte viel von beyden. Ich kan mons. de Meaux nicht verdencken, mons. de Cambray mad. Guion auß den kopff bringen zu wollen, undt mons. de Cambray jammert mich, sich auff leütte verlaßen zu haben, die ihn jetzt so verfolgen, er ist aber durch sein woll leben undt verstandt zu estimiren, undt mons. de Meaux deßelbengleichen, kan also keinen von beyden haßen. Daß mons. de Cambray ambitieux, ist nur zu wahr, sonsten were er nicht so lang intime von mad. de Maintenon geweßen, mitt welcher er so zu sagen eine zeit lang regirt hatte; aber sie hatt auff einmahl geendert, undt die, so pretendiren, alles zu wißen, versichern, daß es seye, weillen er nicht rahten wollen, daß der heüraht[8] solle declarirt werden. Wie mons. Helmont[9] von unßerm herr Gott glaubt, so muß er vor Gott halten, was wir ordinari natur nenen, nehmblich was aller samen in der welt erhelt, fortpflantzt undt wider zu grundt führt; ich meinte aber, die christliche religion sehe Gott den allmächtigen noch über dießes. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. August 1698 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 342–343
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0352.html
Änderungsstand:
Tintenfass