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Brief vom 15. Oktober 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


358.


[347]
Paris den 15. October 1698.
… Ich weiß nicht, ob meiner tochter heüraht glücklich enden wirdt, allein er hatt gar trawerig ahngefangen, denn wie man sie zusammen geben, hatt jederman in der capel geweindt: der König, der König undt die Königin von Engellandt, alle princessinen, alle geistliche, alle hoffleütte, biß auff die garden undt schweitzer, alle abgesanten, der pöpel, suma: alles, alles hatt die bittere threnen geweint, außer mons. le dauphin, der hatt keinen eintzigen threnen vergoßen undt alles wie ein spectacle ahngesehen. Die duchesse de Bourgogne hatt doch endtlich erwießen, daß sie ein gutt naturel hatt, denn sie ist so betrübt geweßen, daß sie nicht hatt eßen könen undt nichts gethan alß bitterlich weinen, nachdem sie ihre tante adieu gesagt hatt. Aber ich will E. L. nichts mehr von allem dem weinen sagen, denn das kan E. L. nicht divertiren. Wir haben gestern meiner dochter toillette gesehen undt ein meuble von 40 000 thaller, so der König meiner dochter gibt; man kan [348] nichts schönners sehen, ist von den dicken frißirten golten stücken von Venedig undt mitt goltstück gefuttert, in den blumen manquirt ein klein wenig couleur de feu; es ist ein bett, ein taffeltuch, 6 sessel undt 24 stühl; es ist admirable; die toillette ist von silber vergült, aber die schönste arbeyt von der welt, der berühmte Losné hatt es gemacht. Ich glaube, man wirdt mein dochter in Lotheringen nicht übel esquipirt finden; sie hatt vor 20 000 thaller weißzeüg undt spitzen undt points, gar schön undt in großer menge, 4 große mächtige kisten voll.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Oktober 1698 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 347–348
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0358.html
Änderungsstand:
Tintenfass