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Paris den 15. October 1698.
… Ich weiß nicht, ob meiner tochter heüraht glücklich enden wirdt,
allein er hatt gar trawerig ahngefangen, denn wie man sie zusammen geben,
hatt jederman in der capel geweindt: der König, der König undt die Königin
von Engellandt, alle princessinen, alle geistliche, alle hoffleütte, biß auff die
garden undt schweitzer, alle abgesanten, der pöpel, suma: alles, alles hatt
die bittere threnen geweint, außer mons. le dauphin, der hatt keinen eintzigen
threnen vergoßen undt alles wie ein spectacle ahngesehen. Die duchesse
de Bourgogne hatt doch endtlich erwießen, daß sie ein gutt naturel hatt,
denn sie ist so betrübt geweßen, daß sie nicht hatt eßen könen undt nichts
gethan alß bitterlich weinen, nachdem sie ihre tante adieu gesagt hatt. Aber
ich will E. L. nichts mehr von allem dem weinen sagen, denn das kan E. L.
nicht divertiren. Wir haben gestern meiner dochter toillette gesehen undt
ein meuble von 40 000 thaller, so der König meiner dochter gibt; man kan
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nichts schönners sehen, ist von den dicken frißirten golten stücken von Venedig
undt mitt goltstück gefuttert, in den blumen manquirt ein klein wenig couleur
de feu; es ist ein bett, ein taffeltuch, 6 sessel undt 24 stühl; es ist
admirable; die toillette ist von silber vergült, aber die schönste arbeyt von der
welt, der berühmte Losné hatt es gemacht. Ich glaube, man wirdt mein
dochter in Lotheringen nicht übel esquipirt finden; sie hatt vor 20 000 thaller
weißzeüg undt spitzen undt points, gar schön undt in großer menge, 4 große
mächtige kisten voll.