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Brief vom 23. Juli 1699

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


386.


[373]
Port Royal den 23. Julli 1699.
… Worinen ich Msgr.[1] nicht glücklich findt, ist, daß er eygendtlich in nichts großen lust nimbt, er jagt schir allezeit, ist eben so content, 3 oder 4 stundt den schrit zu reitten undt keinem menschen ein eintziges wort zu sagen, alß die schönste jagt zu thun. Solte dießer herr zur regierung kommen, würde es nicht hergehen, wie E. L. meinen, denn er ist capabel, böße impressionen von die leütte zu nehmen, wenn die, womitt er stets umbgeht, übel von die leütte reden, undt die, so seine besten freünde sein, seindt keine gutte gemühter; zudem so ist dießer dauphin auch nicht ohne forcht; die hypocritten werden sich also woll ahn ihm machen, wenn er einmahl König sein wirdt, undt werden also vielleicht noch mehr alß nie im credit sein, zu sehen, welche leütte ahm besten bey dießem herrn dran sein, kan ich nicht glauben, daß man unter seiner regierung glücklicher, alß unter seines herrn vattern seine sein wirdt, denn ich sehe nicht, daß er mehr estime vor ehrliche undt auffrichtige leütte hatt, alß vor falsche undt verlogene, wie die [374] meisten sein … Die duchesse de Bourgogne[2] kan ohnmöglich ihr leben müde werden, denn man lest sie alles thun was sie will; baldt fährt sie in einem karch[3], denn reitt sie auff eßel, rent die gantze nacht allein herumb im gartten, suma: was ihr nur im kopff kompt, das thut sie. Es ist gewiß, daß sie viel verstandt hatt; sie förcht mich, drumb ist sie so hofflich mitt mir, denn ich habe sie ein par mahl dichte bescheyden, indem sie mich außlachen wolte, nun darff sie es nicht mehr vor mir thun. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 23. Juli 1699 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 373–374
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0386.html
Änderungsstand:
Tintenfass