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Paris den 27. December 1699.
… Der König von Maroc
[1] hatt dem König einen großen mächtigen
brieff geschrieben undt bitt ihn, eine alliance offensive undt defensive mitt
ihm zu machen, undt setzt dabey, daß seine abgesanten ihm von einer
schönnen printzessin gesprochen, so in Franckreich seye; er hette zwar den nahmen
vergeßen, es seye aber die, so bey dem bal, so Monsieur im palais Royal
geben, auff der lincken seyten bey dem duc de Chartre geseßen were, undt
man hette versichert, sie were eine witwe undt des Königs tochter
[2]; deßwegen
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hoffe er, der König würde sie ihm nicht versagen. Vor der religion dörffte
der König nicht in sorgen sein; er wolle ihr alle freyheit laßen undt so viel
capuciner geben, alß sie haben wolle, alle tag die meß zu hören. Sobaldt
er des Königs consentz haben würde, wolle er zu schiff sitzen undt die
printzess selber abhollen, denn von dem recit, so seine abgesanten gemacht,
seye er sehr verliebt von ihr geworden. Auß dießem allen sehen E. L. woll,
daß es die princes de Conti ist; ihr gantz leben ist sehr romanesque; umb
den roman volkommen zu machen, so müste sie der König von Maroc
enleviren laßen undt die verliebte ritter hir sie entsetzen. … Der schwedische
envoyé
[3] hatt nicht viel esclat mitt 5 schlitten machen können. Ich weiß
nicht, wie die gräffin Platten in dem ellenden standt so lange leben kan.
Ich habe woll gedacht, daß was in Franckforter zeittungen stundt nicht
wahr seye, weillen E. L. nichts davon gesagt hatten. Der mutter
[4] ist es
woll zu verzeyen, ihr bestes zu thun, ihre dochter
[5] auß dem unglück zu ziehen,
worinen sie sie selber nur zu viel durch ihre böße education undt aufferzucht
gesteckt. Das muß doch dießer printzes noch ein trost sein, wenn ihre mutter
undt sonsten viel leütte zu ihr kommen, denn ich glaube, daß sie langeweille
genung zu Allen
[6] hatt. …