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Brief vom 18. Juli 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


419.


[407]
St. Clou den 18. Julli 1700.
… Ich schicke E. L. nur bagatellen, so nicht danckenswehrt sein, aber E. L. geben mir das gröste vergnügen von der welt, mir zu bezeugen, daß sie von meinen warhafften sentimenten persuadirt sein. E. L. können sich meiner nur durch lappereyen erinern undt durch ein heßlich berenkatzenaffengesicht, so sie mir die gnade thun, von mir im sack zu tragen, ich aber halte mein leben von E. L. also so offt ich ahtem holle, solle ich gedencken, daß ich mein leben von E. L. halte, auch haben E. L. alles gethan was bey ihnen stehet, mir mein leben glücklich zu machen; daß dießes nicht geglückt, ist E. L. schuldt nicht, sie versüßen mir alles unglück durch Dero beharliche gnaden undt fleißiges ahndencken, erkene mich also E. L. durchauß leibeygen. … König Jacob sagt allezeit, daß er nicht aprobire, daß man nicht libertet von religion gebe undt daß es allezeit seine maxime gewest were, undt umb zu weißen, daß es übel gethan seye, die leütte wegen der religion zwingen zu wollen, so sagen I. M, daß man woll exempel finde, daß unßer herr Christus leütte geschlagen undt auß dem tempel gejagt hette, aber es seye kein exempel, daß er leütte übel tractirt hette, umb in den tempel zu gehen. Der gutte König ist unglücklich, daß man seine rechte sentimenten nicht weiß. Man lebt höfflich noch mitt dießen Königlichen personnen hir, aber man thut alles was König Wilhelm will. Ich bin wie E. L., ich glaube, daß der König in Spanien alle die überleben wirdt, so seine theyllung gemacht haben. Unßer König befindt sich nun Gott lob sehr woll, I. M. sehen beßer auß, alß vor zwey jahren; er geht viel zu fuß spatziren zu Marly, wenn I. M. das potagram nicht haben; diß erhelt den König gesundt. Aber eine sach thun I. M, so mir gar nicht ahnsteht, nehmblich alle monat zu purgiren undt starcke medicinen zu nehmen; das deücht mir ein ellendes leben sein. E. L. thun woll, nicht ahn Dero alter zu gedencken, undt Gott seye danck, daß sie keine ungemachlichkeit haben, so sie dran gedencken macht[1], undt erhalte E. L. noch viel lange jahre in dem standt. … [408]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. Juli 1700 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 407–408
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0419.html
Änderungsstand:
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