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Marly den 29. Julli 1700.
… Ich wünsche, daß mons. Ohr
[1] mitt ehr undt ohne schaden möge
widerkommen. Es müßen keine gar courageuse troupen sein, weillen sie
eben weglauffen, wenn sie hören, daß E. L. troupen kommen; die bey
Marenholtz
[2] haben sich noch beßer gehalten, indem sie weggeführt haben
was sie gewolt. Die damen, so in der armée sein, müßen offecirersweiber
sein, weillen sie mitt 6 pferden ihre kutzschen bespanet haben. Die hertzogin
von Zelle
[3], wie ich sehe, hatt keine zeit verlohren, ihre dochter
[4] wider nach
Zel zu bringen. Ich glaube, daß patte
[5] sehr über dieße sach ambarassirt
sein wirdt, denn die vätterliche liebe wirdt ihm ein erbarmen verursachen,
seine dochter ohne sie zu sehen wider weg zu schicken, undt hergegen die ehr
vom hauß erlaubt nicht, daß dießes mensch zu Zelle bleibt, wie auch so hatt
er zu fürchten, daß sein neveu der Churfürst zu Braunsweig es übel finden
würde, halte also den gutten herrn vor sehr ambarassirt. Mich verlangt zu
hören, welche parthey er nehmen wirdt. Mein landtsman Wackerbart
[6] hette
die precaution nehmen sollen, in dießem kriegsweßen ahn I. L. den
Churfürsten zu schreiben undt seine ordre zu fordern im fall der feindt dießem
ort nähern würde. … Monsieur setzt unß wider in sorgen, denn I. L. seindt
abermahl kranck. Ich fürchte alß es wirdt auff die lenge kein gutt thun;
I. L. wollen nicht begreiffen, daß die 60 jahr vorhanden sein undt wollen
leben alß wie sie nur 20 undt 30 alt waren. Es ängstet mich recht, aber
was ich auch dazu sagen mag, kann zu nichts nicht helffen. Der König von
Denemarck
[7] wirdt gar woll thun, frieden zu machen, denn er ist gar
unglücklich im krieg. Ich glaube, daß es den hertzog von Holstein genung
gerewet, ahn den krieg schuldig zu sein, denn die zwey arméen in seinem landt
zu haben, da spint er auch keine seyden bey, wie das alte sprichwort sagt.