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Versaille den 21. Julli 1701.
… Mad. de Maintenon continuirt, gar freündtlich zu sein, bin sehr
content von ihr; continuirt sie, wie sie nun thut, so werde ich gewiß ihre
freündin bleiben, undt ich bin in keinem alter, daß mir die zeit lang bey ihr
undt dem König fallen könte, wie der duchesse de Bourgogne, die nur ahn
singen undt springen dencken kan… Ich grübele mir schir das hirn auß,
umb zu errahten, woher es kompt, daß die Maintenon sich einsmahls so zu
mir gewendt hatt, denn es ist gewiß, daß kurtz vor meines herrn todt sie
noch einen abscheülichen haß gegen mir getragen, undt auff einen stutz endert
sie, ohne daß ich ahn sie gedencke. Aber wie ich gesehen, daß sie sich zu
mir gewendt, habe ich die sach nicht negligirt, sondern gleich freündtschafft
mitt ihr gemacht. Je mehr ich aber nachdencke, was sie hirzu gebracht hatt,
je weniger kan ichs finden, denn eine sach ist gewiß: daß diß weib nichts thut
ohne nachdencken, noch umbsonst. Etlichmahl bilde ich mir ein, weillen sie
so eine große passion vor die duchesse de Bourgogne
[1] undt dieße, wie
das geschrey geht, ihrer sehr müde geworden undt nicht mehr bey dem König
dawern kan, weillen ihr bey dießen betagten leütten die zeit zu lang felt,
daß die dame mich gewehlt, umb der duchesse de Bourgogne jalousie zu
geben, denn sie ist von einem jalousen humor, undt sie dadurch wider zu
sich zu ziehen, oder ob sie gefürcht, daß, weillen Monsieur mir nun keine
böße officien bey dem König thun kan, daß sich der König wider ahn mich
gewohnen könte, undt daß, wenn sie meine freündin nicht were, ich capabel
sein solte, dem König die Augen zu öffnen, sie derowegen lieber selber meine
freündin vorher werden, mich also im zaum zu halten, oder ob sie sonsten
ein ander absehen hatt undt meint, mich eher fällen zu können, wenn sie
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mich beßer in den klauen haben kan, oder was es sein mag, denn es ist gar
gewiß, daß etwaß dahinter stecken muß, denn es ist nicht natürlich, daß ein
mensch in einer stundt endert, wie sie gethan hatt. Also muß ich alß in
acht nehmen, was ich thue undt rede, undt kan auff nichts sicheres bawen.
Mein sohn flatirt mich sehr undt hatt ein gutt gemühte, allein er grüst auch
den zaun umb den garten
[2], denn er ist verliebt jetzt von einer von meinen
freüllen, so Sery
[3] heist, undt förcht, ich möchte sie weg thun, drumb thut
er mir so schön. Wie es noch mitt meinen affairen gehen wirdt, weiß ich
nicht, aber es ist gewiß, daß ich schlegt versorgt werde sein, ja gar nicht
nach meines standts gemäß werde leben können, wo der König mir nicht
hilfft, denn es fehlt 80 taußendt francken, daß mein hauß nicht bezahlt kan
werden. Also sehen E. L. woll, daß ich nie ein ahngenehmes leben werde
führen können. Der arme Monsieur s[eelig] hatt übel gehaust undt gar
nicht vor mich gesorgt, denn er hette es woll in seinem leben thun können,
aber nicht im testament; er hatt es aber lieber unter seine buben
außgetheilt, so ihn doch nicht so lieb hatten, alß ich. …