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Meudon den 1. September 1701.
… Dießer ort hir ist gar schön undt mons. le dauphin hatt gar
schöne fontaine machen laßen undt alles sehr verbeßern. Gestern that mir
der König die gnade undt führte mich spatziren, mad. la duchesse de
Bourgogne undt mad. de Maintenon waren in einer andern calesch, denn weillen
sie beyde das quinquina
[1] brauchen, wolten sie nicht so lang spatziren fahren,
alß der König, so biß es nacht wardt draußen blieb. Ich glaube nicht, daß
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man in der gantzen welt so eine schöne außsicht finden kan, alß hir auff den
Belveder; le bout de veue ist le mont Vallerien mitt alle die landtschafften
drumb herumb undt gantz St. Clou mitt dem bois de Boulogne undt
Madrit
[2], auff der rechten handt sicht man gantz Paris undt die Seine, wie sie
fliest, mitt allen den dorffern, so drumb herumb sein; hinter sich sicht man
dießes hauß undt gartten undt auff der lincken seytten 5 alléen à perte de
veue
[3] mitt fontainen drinen. Man kan sichs ohnmöglich so schön einbilden
alß es ist… Ob E. L. zwar nicht die jüngste sein, so sagt doch jederman,
daß E. L. 30 jahr jünger scheinen, alß sie sein, haben gutte minen, viel
verstandt undt eine große generositet, so waß gar rares bey itzigen zeitten
ist, dieß all zusamen meritirt woll, daß man eine weitte reiße thut, E. L. zu
sehen. Ich sehe, daß E. L. ihren gartten
[4] gar schön machen; weillen sie die
Leine
[5] hinführen können, so wirdt es ihnen nie ahn waßer gebrechen, also
leicht cascaden undt allerhandt waßerspiel bekommen.