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Brief vom 1. September 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


465.


[012]
Meudon den 1. September 1701.
… Dießer ort hir ist gar schön undt mons. le dauphin hatt gar schöne fontaine machen laßen undt alles sehr verbeßern. Gestern that mir der König die gnade undt führte mich spatziren, mad. la duchesse de Bourgogne undt mad. de Maintenon waren in einer andern calesch, denn weillen sie beyde das quinquina[1] brauchen, wolten sie nicht so lang spatziren fahren, alß der König, so biß es nacht wardt draußen blieb. Ich glaube nicht, daß [013] man in der gantzen welt so eine schöne außsicht finden kan, alß hir auff den Belveder; le bout de veue ist le mont Vallerien mitt alle die landtschafften drumb herumb undt gantz St. Clou mitt dem bois de Boulogne undt Madrit[2], auff der rechten handt sicht man gantz Paris undt die Seine, wie sie fliest, mitt allen den dorffern, so drumb herumb sein; hinter sich sicht man dießes hauß undt gartten undt auff der lincken seytten 5 alléen à perte de veue[3] mitt fontainen drinen. Man kan sichs ohnmöglich so schön einbilden alß es ist… Ob E. L. zwar nicht die jüngste sein, so sagt doch jederman, daß E. L. 30 jahr jünger scheinen, alß sie sein, haben gutte minen, viel verstandt undt eine große generositet, so waß gar rares bey itzigen zeitten ist, dieß all zusamen meritirt woll, daß man eine weitte reiße thut, E. L. zu sehen. Ich sehe, daß E. L. ihren gartten[4] gar schön machen; weillen sie die Leine[5] hinführen können, so wirdt es ihnen nie ahn waßer gebrechen, also leicht cascaden undt allerhandt waßerspiel bekommen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 1. September 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 12–13
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0465.html
Änderungsstand:
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