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Versaille den 18. September 1701.
Das hertz ist mir noch gantz schwer über den todt von dem gutten
König Jacob
[1], so endtlich vergangen Freytag umb halb 4 nachmittags sein
trauriges leben geendet hatt. Er hatt in warheit ein seeliges endt gehabt,
oder es ist keine seeligkeit vorhanden, denn Job ist nicht gedultiger in seinem
unglück geweßen, alß dießer arme König. Sein hertz hatt mühe zu brechen
gehabt, undt hatt erschreckliche gichter vor seinem endt außgestanden, den
verstandt aber biß in den letzten ahtem behalten. Es ist etwaß erschreckliches
undt unerhört, wie betrübt die Königin
[2] ist; wie man sie weg geführt, hatt
sie geschrieen, daß mans von einem hoff in den andern gehört hatt; sie ist
untrostbar, jammert mich woll von hertzen. Der kleine König
[3] ist artig,
hatt recht hohe minen, ist auch recht betrübt, aber wie ein groß mensch…
Ich sage E. L. gantz demütigen danck vor die überschickte copie von meines
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herrn vattern testament; es were aber ein groß unglück vor mir, wofern es
nicht unterschrieben worden, denn das ist meine große resource gegen die
ungerechte heürahtsverschreibung, so man mir gemacht undt welche mich allem
schein nach gantz umb das meinige bringen wirdt. Ich will mich aber nicht
vor der zeit in sorgen setzen; unßer Herrgott hatt mich bißher ohne großen
mangel erhalten, er wirdt mir auch noch woll ferner beystehen… Ich habe
lieber, daß es heiß, alß kalt wetter ist, befinde mich viel beßer dabey, ob ich
zwar sehr schwitze, alleweill noch muß ich mein gesicht abwischen, schwitze wie
ein dantzbeer
[4]… Es ist gewiß, daß es nur schwachheit von Monsieur s[eelig]
war undt ahnstifftung von canaille, daß er mir so zugegen war, denn ich
hatte I. L. mein leben nichts zuwider gethan; was I. L. s[eelig] aber ahm
schlimsten ahn sich hatten, war die falschheit, denn wenn er mich flattirte
undt beßere worte gab, alß ordinarie, so war es gewiß, daß er mir einen
schlimen poßen bey dem König oder mons. le dauphin oder sonst jemandes
ahngemacht hatte…