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Brief vom 15. Oktober 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


476.


[021]
Fontainebleau den 15. October 1701.
… Ich finde wie E. L., daß die Königin in Preussen gar woll thut, sich ahn ihres herrn extravagancen nicht zu kehren, sondern nur zu gedencken, wie sie sich lustig machen möge. Were mein heürahtscontract nur schlechtweg geweßen, wie alle andere, so man hir macht, were es gutt vor mich, man hatt aber expresse clausen ’nein gesetzt, so nicht ordinarie sein, damitt ich nichts bekommen möge. Drumb judicire ich, daß papa s[eelig] die sach nicht müße verstanden haben, mir eine solche sache unterschreiben zu machen; aber papa s[eelig] hatte mich auff dem halß, war bang, ich mögte ein alt jungfergen werden, hatt mich also fort geschafft so geschwindt er gekönt hatt. Das hatt so sein sollen, war mein verhengnuß, muß es woll weitter außführen, wie es versehen ist. Es ist gewiß, daß das gelt vor dießem hoher war alß nun, aber das ist die sach nicht von meinem contract, sondern wie ich alleweill gesagt. Es ist woll wahr, daß Monsieur hette in der sach remediren können, ich habe aber nicht gehabt, was Monsieurs gelt auß dem beüttel ziehen konte, wolte, daß ich es gehabt hette, denn so were ich Churpfaltz nun undt beßer, alß ich leyder bin, undt hette Monsieur sein gelt nicht von nöhten gehabt. … Mit der zeit werden wir sehen, was des gutten Königs von Engellandt gebett im himmel vor seinen jungen König außrichten wirdt, fürchte, er wirdt wenig ahn dieße welt gedencken. Mich deücht, daß die catholischen länder dem papst eben nicht sonderlich mehr unterworffen sein, denn vor ein par jahren hatt die Sorbonne ja gegen den papst geschrieben, also sehen E. L., daß man hir wenig danach fragt. Daß man den papst zu Londen en efigie mitt den cardinallen brennt, ist gantz waß neües vor mich; das ist ein recht divertissement vor das peupelvolck… Es ist mir woll von hertzen leydt, daß die gutte fraw von Harling so gar kranck ist; die gutte fraw stirbt wie sie gelebt: in vollem attachement vor E. L, jammert mich recht, denn ich habe sie lieb undt bin sie verobligirt vor alle sorgen undt mühe, so die gutte fraw in meiner kindtheit vor mir gehabt hatt…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Oktober 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 21
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0476.html
Änderungsstand:
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