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Brief vom 17. November 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


479.


[023]
Versaille den 17. November 1701.
… Vergangen Sambstag abendts ist mons. de Louville[1] ahnkommen, der ein edelman vom König in Spanien[2] ist, war hir son gentilhomme de la manche[3]. Man hatte das gutte kindt, die Königin[4], nicht gewarnt, daß man alle ihre leütte wegschicken wolle; wie das arme kindt morgendts auffstund, funde sie lautter abscheüliche, heßliche undt alte weiber ahnstatt ihre leütte; da fing sie ahn zu schreyen undt wolte mitt ihre leütte wider weg. Der gutte König, der sie hertzlich lieb schon hatt, meinte, das könte geschehen, undt wie er auch noch ein wenig kindisch ist, weinte er auch undt meinte, seine gemahlin würde weg; man hatt ihn aber getröstet undt gesagt, wie es nicht sein könte, weillen der heüraht consumirt were. Die Königin, wie man mir es beschreibt, hatt sich eben gestelt wie ich, wie man mir mad. Trelon[5] ahnstatt die gutte fraw von Harling gab. Man hatt es hir gar übel gefunden, ich habe aber zum König gesagt, daß man vielmehr nur drüber lachen solte undt fro sein, daß die Königin so ein gutt gemüht hatt. Die dames du palais, so dieße Königin bey sich hatt, seindt böße stücker. Die Königin bat, man mögte ihr doch auff frantzösch zu eßen geben, denn sie könte die spanisch maniren von zurichten nicht eßen, so befahle der König, man solte der Königin durch seine frantzösche officirer[6] zurichten laßen; wie das die damen sahen, ließen sie der Königin auff spanisch zurichten, trugen ihr nur dieße schüßeln auff undt ließen die frantzösche stehen. Der König wurde böß drüber, verbott den spanischen köchen, zu kochen, undt ließ gantz auff frantzösch zurichten. Wie das die damen sahen, nahmen sie die suppen, goßen alle brühe davon, sagten, das könte ihre kleyder verderben, undt brachten der Königin die soupe ohne brühe; deßgleichen thaten sie mitt dem ragout; die große schüßeln gebrattens, alß hamelschlegel oder nihrenbratten wolten sie nicht ahnrühren, sagten, ihre hände weren zu delicat, solche schüßeln zu tragen; von andern gebrattens rißen sie 3 hüner herauß mitt den händen, legtens auff einen teller undt brachtens der Königin so. Bößere menschen alß die sein, solle man nicht finden können, undt abscheülich heßlich darbey. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. November 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 23
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0479.html
Änderungsstand:
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