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Versaille den 4. December 1701.
… E. L. können nicht glauben, wie boßhafft die duchesse de
Bourgogne ist; weillen sie aber des Königs undt mad. de Maintenon abgott ist,
will ich ihr nichts sagen, so doll sie es auch machen mag; aber ich werde
selten zu ihr gehen, fragt man mich aber, warumb ich selten zu ihr gehe, so
will ich blat herauß sagen, daß, weillen ich in allem verspüre, daß ich I. L.
so unahngenehm bin, so wolle ich sie nicht mitt meiner gegenwart
importuniren undt nur zu ihr gehen, wenns bloß die schuldigkeit erfordert, denn
ich kenne mich selber, ich kan wenig außstehen undt wenn sie es mir zu bunt
würde machen, könte ich nicht laßen, ihr übers maul zu fahren undt braff
bescheydt außzutheyllen, denn sie ist doch furchtsam bey ihrer boßheit… Von
einer hederthune
[1] decke habe ich mein leben nichts gehört; was mich recht
warm im bett helt, seindt 6 kleine hündtger, so umb mich herumb liegen;
keine decke helt so warm, alß die gutte hündtger. Ich habe so viel Grotten
hir gesehen, daß ich nicht wißen kan, welcher der ist, so des Marenholtz
dochter heüraht
[2]; der letzte, so hir war, hatte ein breydt gesicht undt eine
dicke auffgeschürtzte naß; ich weiß aber nicht, ob es der ist. Die kleine Königin
in Spanien
[3] ist nun gewehnt undt hatt sich gantz ergeben; das gutte kindt
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jammert mich. Sie schreibt mir so offt undt so freündtlich, daß ich sie gantz
lieb drüber habe. Mad. de Brachane
[4] so man jetzt la princesse des
Ursins heist, wirdt camarera majore verbleiben; der König in Spanien soll
über die maßen viel von ihr halten. Es ist ein wunderlich ampt, das sie
hatt: sie muß dem König, wenn er bey der Königin schlaffen kompt, seinen
nachtrock auß undt ahnthun, morgendts undt abendts, undt ihm seinen degen
undt cammerpott nachtragen; die junge Königin lacht drüber undt beschreibt
l’etiquette du palais recht possirlich…