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Brief vom 22. Juni 1702

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


504.


[046]
Versaille den 22. Juni 1702.
Mons. Hattorf, so nun gottlob seinen pasport hatt, wirdt baldt wider weg, undt weillen er auff der post geht, hatt er mir versprochen, ein klein [047] schreibzeüg mitt zu nehmen, denn weillen E. L. allezeit im bett schreiben, so wirdt diß kleine schreibzeüg E. L. im bett weniger incommodiren, alß ein größeres, werden auch die à la mode arbeit vom helffenbein[1] dran sehen. Ich wolte, daß mons. Hattorf mich auch mitt nehmen könte, E. L. auffzuwarten, welches das eintzige ist, so mich noch freüde verursachen könte… Hir ist alles auff den alten schlag; mad. de Maintenon ist in gnaden bey dem König wie allezeit undt die princes de Conti[2] bey Msgr.[3]; die duchesse de Bourgogne[4] hatt noch die faveur von mad. de Maintenon, also vom König undt Msgr. Ich gehe immer meinen geraden weg fort, bin weder in gnaden, noch großen ungnaden, werde jedoch sehr von der duchesse de Bourgogne beneydt; wenn mir der König freündtlich zuspricht, endert sie von gesicht; ich thue aber, als wenn ich nichts sehe. In allem ist es ein zimblich langweilliges leben hir. … Man sagt hir, mylord Penbrugk[5] solle der Königin gar impertinent zugesprochen haben; mich wundert, daß die Königin ihn drauff zu viceroy gemacht hatt. Ich halte E. L. vor glücklicher zu Lützenbourg bey der lieben Königin zu sein, alß auff dem thron in Engellandt mitt den toris undt wigts. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 22. Juni 1702 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 46–47
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0504.html
Änderungsstand:
Tintenfass