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Brief vom 10. Juli 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


536.


[077]
Marly den 10. Julli 1704.
… In den Sevenen müßen sie nicht recht reformirt sein, denn bey den reformirten helt man ja auff keine inspirationen, wie dieße leütte thun. Ich habe vor etlichen tagen mitt einem edelman gesprochen, so auß dem landt, ist auch reformirt geweßen, der beschreibt mir die revoltisten recht wie quäckers; er war bey ihnen undt sprach ihnen zu, sich dem König zu ergeben; sie warens alle woll gesindt, aber auff einmahl kame ein metgen daher geloffen von 11 oder 12 jahren, das rieff: J’ay une inspiration, ne vous fiés à rien ou bien vous serés trompés; damitt wurden sie gleich [078] anderes sinns undt wolten dießen Cavalier[1] umbbringen, ist mitt mühe auß ihren händen kommen. Das junge medgen war ein pfarherrs dochter. Sie haben aber auch keine rechte pfarherrn nicht, sondern auß allerhandt handwercksleütte tritt einer herfür undt predigt. Cavallier[2] hatt sich dem König mitt 50 seiner cammeraden ergeben; man hatt sie in den troupen gesteckt. … Die gräffin von Buckenburg[3] muß ein freüllen von Hohenlo sein, weillen sie unßers graffens von Nassau gemahlins schwester ist. Dießer graff ist mein gar gutter freündt, ein rechter gutter, auffrichter, wackerer herr, so sich von jederman estimiren macht. Wo ist der graff von Bückeburg[4] hinkommen? hatte er seinen dollen heüraht gethan? Seine gemahlin ist woll glücklich, seiner loß zu sein, aber noch glücklicher schätze ich sie, in E. L. gnaden zu sein undt bey E. L. sein zu können. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. Juli 1704 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 77–78
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0536.html
Änderungsstand:
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