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Brief vom 31. August 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


543.


[084]
Versaille den 31. Augusti 1704.
… Ich bin sehr in sorgen vor hertzog Max geweßen in der abscheülichen bataille; mein sohn hatt sich deßwegen bey mr. de Silly[1] erkundiget, so versichert, daß er I. L. in frischer gesundtheit verlaßen hatt. Es seindt 3 oder 4 damen hir, so mich woll von hertzen jammern, nehmblich mad. de la Valerie[2], so ihren eintzigen sohn verlohren, die arme marechalle de Clerembeau[3], so ihren sohn auch verlohren, welchen man auch vor eintzig halten kan, indem sein bruder ein abt undt prister ist; er hatt durch die Donnau schwimmen wollen mitt seinem pferdt, welches sich in der mitten vom waßer gebäumt hatt, undt wie er selber nicht schwimmen konte, ist er versoffen. Die arme marquise de Bethune hatt ihren elsten sohn, so mein patte war, auch in dießer bataille verlohren; undt meine erste cammerfraw ihren elsten sohn. Man sicht nichts alß betrübte leütte, welches recht erbarmlich ist. Der krieg ist eine abscheüliche sache… Ich glaube, daß die gefangene baldt werden außgetauscht werden, denn der König hatt gar viel noch von der schlagt von Speyer undt auß Ittallien. Man lobt hir unerhört die Brandenburgischen, man sagt, sie hetten mehr ordre undt sangfroid in der bataille gehalten, alß alle andere troupen, undt gar tapffer gefochten. … Man redt seyder 8 tagen mehr von schlagten undt kriegen alß nie. Was zu Hochstätten vorgangen, ist der mühe woll wehrt, daß man in Teütschlandt das te deum drüber singt; man meint nicht hir, daß der [085] frieden so baldt drauff folgen wirdt: unßer König hatt noch eine große armée in Teütschlandt; Churbayern hatt gutt hertz undt spart sich nie im krieg, ist allezeit der erste bey alles… Wenn es beschloßen solte sein im verhengnuß, daß der König Augustus wider auff seinen thron steigen solte, so wirdt des Königs in Schweden discipline wenig helffen. Ich bin recht stoltz, daß patte mein compliment so gar güttig auffgenohmen hatt. Man behünchelt dieße bataille in nichts undt man gestehet blat herauß, daß sie verlohren ist undt Talar geschlagen worden, weillen die reütterey ihre schuldigkeit nicht gethan. Der fürst von Ahnhalt[4], so die brandenburgische comandirt, ist es der, so die apoteckers dochter geheüraht hatt? …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 31. August 1704 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 84–85
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0543.html
Änderungsstand:
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