[103]
Versaille den 26. Mertz 1705.
… Weillen der König in Preussen die ceremonien so sehr liebt, wirdt ihm dieße zum trost dinnen, E. L. aber, die gar tendre undt kein trost in ceremonien [finden], haben gar woll gethan, sich deren zu endteüßern; ich wolte auch, daß E. L. die stück nicht gehört hetten noch die bedinten gesehen; diß letzte erinert abscheülich ahns unglück. … Es muß E. L. doch noch ein trost sein, den lieben cronprintzen so woll gerahten zu sehen undt der Königin, seiner fraw mutter s[eelig] so nachzuschlagen. Es ist ein gutt zeichen, daß er in dießen so gar jungen jahren schon den unterschiedt machen kan von die, so ihn flatiren, oder von die, so sein bestes suchen; auch ein gutt gemühte hatt, die zu lieben, so ihm gutten raht geben; darauß sicht man woll, daß dießer herr nicht zu Paris ist erzogen worden. Es ist woll löblich ahn I. L. dem cronprintz von Preussen, E. L. so fleysig zu schreiben undt so viel freündtschafft zu erweißen; das wirdt ihm glück bringen undt alle hertzen ahn sich ziehen, so I. L. gutt gemühte sehen werden; daß aber die, so seine fraw mutter geliebet, umb ihn sein, wirdt dem gutten printzen woll beschwehrlich sein, indem es seinen schmertz über den verlust der Königin immer verneüert. Man solte dem cronprintzen den trost geben, den Abraham ahn seinen sohn Isaac nach seiner mutter todt gab[1], denn I. L. seindt ja nun groß genung, umb geheüraht zu werden. … Man könte bey dem König in Poln, Augustus, das sprichwordt verthrehen:Wo ein aß ist da samblen sie die adler[2] undt sagen:
Wo der adler ist da samblen sie die rabenäßer, weillen er alle sein metressen so umb sich hatt. …
