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Brief vom 14. Mai 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


572.


[106]
Marly den 14. May 1705.
… Mich deücht, daß patte dolle edelleütte ahn seinem hoff hatt; wie leydt das der teütsche alte adel? … Mad. du Maine[1] liebt alles was serieux undt auch was lustig ist, sie bringt ihre zeit woll undt glücklich zu undt thut alles was sie will. Es ist eine lust, viel zu lehrnen, wenn man ein gutt gedächtnuß hatt wie E. L. undt mad. du Maine, es ist aber woll unnöhtig, wenn man ein so schlim gedächtnuß hatt wie ich. Wenn mad. du Maine den mundt zu helt, haben I. L. ein ahngenehm gesicht, reden geht [107] auch woll hin, das lachen aber verdirbt alles, denn die zähnger seindt übel gestelt undt dazu goltgehlb; die taille ist auch gar nicht schön, gar klein undt ein wenig scheff; sie kleydt sich aber woll, also geht es woll noch hin. Die princes de Conti[2] ist heßlich, hatt aber auch verstandt undt ist dabey so wunderlich mitt maniren undt ihren vapeurs, wenns ihr ahnkompt, daß man meinen solte, sie were recht närisch … Hertzogs Christian Ludewichs[3] gemahlin[4] erinere ich mich noch gantz perfect, war lang, schmahl, schöne augen, lichtbraun von haaren. Sie gab mir zwey papegayen, undt E. L. befahlen mir, meinen hundt Fidel I. L. zu geben; das war, glaube ich, das entzigste mahl von meinem leben, daß ich E. L. wider meinen willen gehorsamb geweßen bin, denn mein hündtgen lag mir sehr ahm hertzen. Zu Zelle war ich mitt der hoffmeisterin dochter alß oben in der hertzogin küche, wo eine köchin expres vor sie zurichtete, recht sauber; ich sehe gern kochen, undt machte die fischblaßen knallen, das war eben auch kein fürstlich divertissement, aber wie E. L. wißen, so ließ mich die gutte made Trelon[5] alles thun, was ich wollte. Die ehe war so gutt zwischen dem Churfürsten von Brandenburg[6] undt seiner zweytten gemahlin[7], daß ich alß habe sagen hören, daß sie absolutte über ihn regirt. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. Mai 1705 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 106–107
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0572.html
Änderungsstand:
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