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Brief vom 3. Oktober 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


586.


[117]
Fontainebleau den 3. Octobre 1705.
… Durch alles was der gutte herr[1] vermacht hatt, sehe ich, daß I. L. der Churfürst das benefice nicht ohne charge hatt. Den Marcus[2] zu sehen, muß jederman leydt thun, daß sein herr diß alter nicht auch hatt erreichen können. Mich deücht, Lestoc[3] hatt groß unrecht gehabt, seinen herrn wider seinen willen zu öffnen; er hette den corper woll in ungelescht kalck legen können, so hette er nicht gestuncken. Ich glaube nicht, daß die begräbnußceremonien sein, umb sich zu betrüben, nur, dem verstorbenen eine letzte ehre zu beweißen. Ich kan leicht begreiffen, daß E. L. fro geweßen, auß der betrübten sach undt ort wider herauß undt weg zu sein undt die ahngenehme Churprintzes[4] wider zu sehen. Die zweyte reiße, fürchte ich sehr, wirdt nicht lustiger alß die erste sein. Ich bin fro, daß E. L. nicht bey der begräbnuß sein werden. Ich finde Amelisse[5] possirlich, so ein abscheüen vor die reliquien zu haben; ich weiß nicht, wo sie den erschrecklichen eyffer her hatt, denn mich deücht, daß I. G. unßer herr vatter, der Churfürst s[eelig], unß eben [118] nicht so gar eyfferig hatt in der religion erziehen laßen; das muß sie zu Cassel gelehrnt haben. Ich habe von hertzen drüber gelacht. St. Marcus wirdt die republick nicht recht fest halten können, weillen man ihm einen finger verlambt hatt undt nach Hannover bracht[6]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. Oktober 1705 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 117–118
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0586.html
Änderungsstand:
Tintenfass