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Brief vom 27. Dezember 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


591.


[121]
Versaille den 27. Decembre 1705.
… Auß E. L. gnädigem schreiben vom 8. dießes monts ersehe ich, daß mylord Marlbouroug bey E. L. zu Hannover geweßen, alß er durch Berlin von Wien gekommen, mitt mylord Sunderland[1]. Ich habe sie beyde hir gesehen; mylord Sonderlandt noch mehr alß den ersten; er ist lang abgesanter hir geweßen undt hatt allezeit mitt Monsieur s[eelig] gespilt; er macht niemandts den kopff durch viel reden doll, ich weiß aber nicht, ob er noch so silencieux ist … Mons. Leibenitz’ unitet verstehe ich eben so wenig, alß wenns grichis oder latain were; wenn mein sohn wider von Paris wirdt kommen sein, will ichs ihm weißen, umb zu sehen, ob er es so woll alß der duc de Bourgogne verstehen wirdt; der duc de Bourgogne begreifft sachen, die meinem geringen verstandt viel zu hoch sein. Zu allem glück ist es nicht sonderlich nöhtig, daß ich es weiß.
Ich würde in greülichen ängsten sein, wenn E. L. nach Englandt gingen, erstlich wegen der gefahr von der see, undt hernach auch wegen der gefahr der bößen lufft zu Londen. Es ist woll schadt, wenn so artig undt lustig leütte sterben müßen wie Boisdavit[2] war. Hiemitt habe ich vollig auff E. L. gnädiges schreiben geantwortet; will nun mein papir einschließen undt mich ein wenig zum h. abendtmahl bereytten, wo ich morgen mitt meinem halblahmen fuß hin werde; aber in die mess de minuit gehe ich nicht, das ist meine sache gar nicht; solte man die lutherische christlieder drin singen, ging ich hin, das latein ist aber meine sach gar nicht … Ich weiß den bayerischen bauern recht danck, ihrem Churfürsten so trew zu sein. Wie der marechal de Villeroy mir vorgestern verzehlt, so verliehrt Churbayern nichts, so jetzt 5 millionen einkommen haben, undt darff seine printzen nicht drauff erhalten, kan mitt machen was er will, soll auch immer lustig undt von guttem humor sein …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. Dezember 1705 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 121
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0591.html
Änderungsstand:
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