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Brief vom 30. Mai 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


602.


[134]
Versaille den 30. May 1706.
… Man hatt warlich jetzt trost von nöhten, denn unglücklichere zeitten, alß nun sein, habe ich nicht erlebet in den 35 jahren, daß ich nun in Franckreich bin. Es geht kein tag vorbey, daß man nicht eine neüe undt böße zeitung bekompt, aber weillen E. L. es ohne zweyffel schon wißen, so will ich weitter nichts davon sagen. … Alle des marechal de Villars[1] maniren seindt romanesque, das muß man gestehen, allein er schlägt sich beßer alß der marechal de Villeroy[2]. Printz Louis hatt nicht nöhtig, sich viel zu rühren, mylord Marlbouroug rührt sich genung vor sie beyde, undt leyder nur zu viel. Von dem kan man sagen wie Rabenhaupt sagte: bon jour, monsieur, sie haußen wie der teüffel. Die ahn hexerey glauben, werden meinen, er hette einen pact mitt dem teüffel gemacht, umb so unerhört glücklich zu sein, wie er ist.
Wie erbarmlich undt unglücklich es vor Barcelonne vor unßern König in Spanien geendert[3], wißen E. L. schon, werde also weytter nichts davon sagen. Ich weiß nicht, womitt man den Ertzhertzog behengt, aber er ist glücklich, denn nach alle aparentz hette die sach nicht so vor ihm sprechen sollen; seine beste reliquien seindt die Engländer undt Holländer. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 30. Mai 1706 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 134
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0602.html
Änderungsstand:
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