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Brief vom 15. August 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


612.


[141]
Versaille den 15. Augusti 1706.
… Man sagt hir nicht, daß mons. de Vandosme übel mitt seine officir zufrieden ist; marechal de Villeroy hatt nun le baton[1] bey dem König, scheindt lustig. Mein sohn hatt gar kein difficultet gemacht, die armée ahnzunehmen; in so großem desordre alß sie auch sein mag, hofft er doch etwaß mitt außzurichten … Ich habe von hertzen gelacht über den furtz met verlöff, so der domherr gelaßen, wie er des Churfürstens von Braunsweig gesundtheit gedrunken, das kan nie kein böß ohmen sein, weillen es so gar gutt vor die gesundtheit ist. Aber der Churfürst war zu weit davon, umb es zu richen, kan also in nichts schaden, mir auch nicht, undt die ecken hir von den gallerien, wo alle menschen hin p…, stinckt viel ärger. Bey hoff hatt man noch nicht so gar dolle moden alß wie zu Paris, da setzen sie sich auff, alß wenn sie auß dem dollhauß kämen; man solte kinder mitt nach bett jagen. Mons. le dauphin liebt auch sehr, auff brüste zu drommelen; das kompt mir nicht artig vor, aber einem jeden seine weiß gefelt, undt seinen dreck vor weyrauch helt[2] … Teütsche commedien müßen pickelhäring[3] haben undt das schickt sich nicht zu den frantzöschen stücken. Es ist doch wunderlich, daß die teütschen edelleütte gleich verrosten, wenn sie auffs landt zigen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. August 1706 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 141
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0612.html
Änderungsstand:
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