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Versaille den 16. Septembre 1706.
… Ich bin recht in der seelen betrübt, denn just der tag, da E. L.
mir letzt geschrieben, ist woll unglücklich vor mich, undt dießes, weillen der
marechal de Marcin
[1] undt die übrige generals meinen sohn nicht haben
glauben wollen, welcher mitt seiner armée auß den linien den feindt
attaquiren wollen, aber marechal de Marcin noch keiner von den andern
generallen hatt dazu eingestimbt undt haben ordre gewißen, daß sie es nicht
thun dörfften. Also hatt mein sohn unglücklicher weiß ihren verfluchten raht
folgen müßen; die feinde haben das retranchement attaquirt, wo mons. de
la Feuillade
[2] vergeßen hatte, den ort zu befestigen, weillen er sich auff zwei
flüße
[3] verlaßen, so da fließen, hatt aber nicht nachgedacht, daß das waßer
bey der hitze trocknet; die feinde seindt durchs waßer kommen, 35 000 mann
gegen 8000, seindt also durchgebrochen undt haben Turin entsetzt
[4]. Mein
sohn hatt sich so lang gewehrt alß er gekont hatt undt ist ahn zwey orten
verwundt: hatt einen mousquettenschuß in der hüffte undt einen ahm linken
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arm zwischen dem ellenbogen undt der faust. Sein balbirer hatt mir
geschrieben undt versichert, daß gar keine gefahr dabey ist. Der marechal de
Marcin hatt seinen bößen raht mitt dem leben bezahlt, denn er ist umbkommen.
Man sicht heütte mehr alß nie, daß, wenn man meinen sohn hette gewehren
laßen, daß es beßer were hergangen …