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Brief vom 29. September 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


618.


[146]
Versaille den 29. Septembre 1706.
… Schultes undt le Plat[1] werden erst biß Sonnabendt weg, also kan ich noch plaudern. Ich werde E. L. aber nichts lustigers sagen können, alß vor 9 tagen, denn ich bin in todes ängsten vor meinen sohn, undt weillen die morgende post geschwinder gehen wirdt, alß le Plat, so werde ich E. L. meins sohns zustandt erst morgen berichten, hir aber nur sagen, was ich durch die post nicht sagen kan: wie ellendt es nun hir ist; die helffte von geldern, so man entpfängt, ist in billet de monnaye; will man gelt davor haben, muß man den fünfften theil davon verliehren, das geht hoch auff die lenge, also hört man überall nichts alß klagen undt lamantiren, welches sehr beschwehrlich ist. Den König muß ich doch noch in zwey stücken loben, er behelt eine große standthafftigkeit in seinem unglück. Spanien undt Franckreich gehen durch zwey alter weiber geitz zu schanden: in Spanien durch der princes des Ursins[2] geitz, die, umb alles zu ziehen, alle grands d’Espagne gegen den König gesetzt, undt hir die Maintenon, so durch ihren geitz dem König übel dinnen macht, indem sie denen nur beystehet, so ihr gelt geben; zicht gelt von alles. So sehr sie mich auch hast undt von dem König abzicht, so lebt er doch höfflich mitt mir, welches zu verwundern ist, denn er sagt mir alle abendt ahn taffel noch ein par wordt, welches allen denen, so den haß wißen, so diß alte weib undt ihre zucht, die duchesse de Bourgogne, gegen mir haben, wunder nimbt …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 29. September 1706 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 146
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0618.html
Änderungsstand:
Tintenfass