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Versaille den 29. Septembre 1706.
… Schultes undt le Plat
[1] werden erst biß Sonnabendt weg, also
kan ich noch plaudern. Ich werde E. L. aber nichts lustigers sagen können,
alß vor 9 tagen, denn ich bin in todes ängsten vor meinen sohn, undt weillen
die morgende post geschwinder gehen wirdt, alß le Plat, so werde ich E. L.
meins sohns zustandt erst morgen berichten, hir aber nur sagen, was ich
durch die post nicht sagen kan: wie ellendt es nun hir ist; die helffte von
geldern, so man entpfängt, ist in billet de monnaye; will man gelt davor
haben, muß man den fünfften theil davon verliehren, das geht hoch auff die
lenge, also hört man überall nichts alß klagen undt lamantiren, welches sehr
beschwehrlich ist. Den König muß ich doch noch in zwey stücken loben, er
behelt eine große standthafftigkeit in seinem unglück. Spanien undt Franckreich
gehen durch zwey alter weiber geitz zu schanden: in Spanien durch der
princes des Ursins
[2] geitz, die, umb alles zu ziehen, alle grands d’Espagne
gegen den König gesetzt, undt hir die Maintenon, so durch ihren geitz dem
König übel dinnen macht, indem sie denen nur beystehet, so ihr gelt geben;
zicht gelt von alles. So sehr sie mich auch hast undt von dem König
abzicht, so lebt er doch höfflich mitt mir, welches zu verwundern ist, denn er
sagt mir alle abendt ahn taffel noch ein par wordt, welches allen denen, so
den haß wißen, so diß alte weib undt ihre zucht, die duchesse de
Bourgogne, gegen mir haben, wunder nimbt …