Brief vom 20. Januar 1707

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Versaille den 20. Januari 1707.

… Das carnaval wirdt die jugendt zu Hannover erfrewen undt E. L. doch einige verenderung geben, alle die masquen zu sehen. Amelisse gefelt die redoutte nicht, sie meint, es seye sündt. Ich sehe aber nicht, worin die sündt bestehet, denn die, so in der that dort sündigen undt gegen ihre ehre thun, theten es auch woll ohne redoutten undt masquen, undt die hingehen ohne waß unehrliches zu thun undt nur bloß umb zu dantzen, können ja unßern Herrgott damitt nicht versündigen. Wo haben doch die gutte kinder die scrupulose devotion auffgefischt? denn das war zu meiner zeit die Heydelbergische mode gantz undt gar nicht, das müßen sie zu Cassel gelehrnt haben. Ihr scrupul gemahnt mich ahn ein curé von Normandie, der predigte gegen die, so auff hochzeitten gehen. Nach der predigt ging einer zum curé undt sagte: comment, mons. le curé, prechés vous contre les nopces et nostre Seigneur luy mesme ne fust il point au nopce de Canan? et bien loin d’empecher qu’on ne s’y rejouit, il leurs mit leurs eau en vin pour boire et ce^[1] rejouir. Der curé andtwortete: Il est vray que nostre Seigneur fust au nopces de Canan, mais il auroit mieux fait de n’y pas aller. Ich glaube, unßere raugraffliche freüllen solten auch woll so sagen. …
König Augustus lautt beßer, alß Roy Electeur. Mein dochter schreibt mir, daß man ahn ihren herrn auß Teütschlandt geschrieben, daß König Augustus, der König in Schweden undt der König in Preussen eine ligne gemacht hetten, Polen zu subjugiren: der König in Preussen solte gantz Preussen bekommen, der König in Schweden auch nehmen was ihm ahnständig, das überig aber dem König Augustus vor ihn undt seine nachkommen verbleiben solte undt Poln ein erbkönigreich werden. Aber es ist [153] zeit, in die meß zu gehen, muß aber vorher anderwertz hin, denn ich habe met verlöff ein wenig den durchlauff …