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Versaille den 30. Januari 1707.
… Kein hoff ist magnifiquer alß der zu Berlin nun. Es seindt
nie comedianten ohne streitt undt zweytracht. Man kan keine großere
complaissance sehen, alß der König in Preussen vor seines sohns gemahlin hatt.
Unßer König hatt die duchesse de Bourgogne, glaube ich, nicht lieber, alß
der König in Preussen E. L. enckel. Ahn die vergangen zeitten von Berlin
will ich E. L. nicht erinern. Es bekompt den Bayern übel, daß ihr
Churfürst nicht beym reich geblieben ist. Wo können die arme leütte all das gelt
hernehmen, so der Keyßer von ihnen fordert? Die Saxsen seindt nicht
glücklicher. Mich deücht, es ist ein unglück über die ganze welt außgeschüdt …
Es ist kein groß wunder, daß Königs Augustus gemahlin
[1] kaltsinig gegen
ihren herrn ist mitt allen den maistressen, so er hatt. Das ist etwaß neües,
daß man jetzt die weiber kaufft wie pferdt; der Heim
[2] muß auch ein
nichtswürdiger kerl sein, sein eygen weib vor 50 000 thaller zu verkauffen … Der
König in Preussen wirdt, ich sehe, der ceremonien nie müde; ich glaube, er
specullirt schon, waß ceremonien auff den kindtteüffen von seinen enckelen
sollen gehalten werden …