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Brief vom 30. Januar 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


627.


[153]
Versaille den 30. Januari 1707.
… Kein hoff ist magnifiquer alß der zu Berlin nun. Es seindt nie comedianten ohne streitt undt zweytracht. Man kan keine großere complaissance sehen, alß der König in Preussen vor seines sohns gemahlin hatt. Unßer König hatt die duchesse de Bourgogne, glaube ich, nicht lieber, alß der König in Preussen E. L. enckel. Ahn die vergangen zeitten von Berlin will ich E. L. nicht erinern. Es bekompt den Bayern übel, daß ihr Churfürst nicht beym reich geblieben ist. Wo können die arme leütte all das gelt hernehmen, so der Keyßer von ihnen fordert? Die Saxsen seindt nicht glücklicher. Mich deücht, es ist ein unglück über die ganze welt außgeschüdt … Es ist kein groß wunder, daß Königs Augustus gemahlin[1] kaltsinig gegen ihren herrn ist mitt allen den maistressen, so er hatt. Das ist etwaß neües, daß man jetzt die weiber kaufft wie pferdt; der Heim[2] muß auch ein nichtswürdiger kerl sein, sein eygen weib vor 50 000 thaller zu verkauffen … Der König in Preussen wirdt, ich sehe, der ceremonien nie müde; ich glaube, er specullirt schon, waß ceremonien auff den kindtteüffen von seinen enckelen sollen gehalten werden …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 30. Januar 1707 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 153
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0627.html
Änderungsstand:
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