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Brief vom 27. Mai 1708

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


658.


[179]
Versaille den 27. May umb 10 morgendts 1708.
Ich habe meinen geburdtstag mitt Gott undt jetzt mitt E. L. ahngefangen, denn ich komme eben auß der pfarkirch vom heyligen abendtmahl, habe aber nicht singen hören mitt psaunen undt zincken: Kom, Gott schöpffer, heyliger geist, besuch das hertze der menschen Dein[1] undt: Nun bitten wir den h. geist umb den rechten glauben allermeist, daß er unß behütte ahn unßerm endt, wenn wir heimfahren auß dießem ellendt, kirieleison[2]. Das werden aber E. L. woll hören, es seye dan, daß sie heütte in die frantzösche kirch gehen. Aber ich muß E. L. auch heütte vor Dero 56jährige gnade dancken; das ist woll eine große beständigkeit von E. L., daß sie mir so lange jahre unverenderlich gnädig geblieben sein, aber E. L. können auch versichert sein, daß niemandt in der welt E. L. mehr ehret, liebet undt respectiret, alß ich thue undt werde Deroselben biß ahn mein endt durchauß ergeben bleiben.
[180] Es ist mir von hertzen leydt, daß die visitte von E. L. enckeln so trawerig geendet hatt durch den verlust vom printzen von Oranien.[3] Man solte dem König in Preüssen weiß machen, daß der nahm unglück gebracht hatt, damitt er dem, so wider kommen mag, einen andern nahmen gibt. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. Mai 1708 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 179–180
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0658.html
Änderungsstand:
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