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Fontainebleau den 21. Julli 1708.
… Ich muß zuerst E. L. part von meine überauß große freüde
geben, daß Gott der allmächtige meinen sohn so gnädiglich auß aller gefahr
errett undt er nun, Gott seye ewig lob undt danck, Tortose eingenohmen
[1].
Sie haben sich biß zum endt erschrecklich gewehrt undt thaten noch zuletzt
einen außfall, den neunten in der nacht, wo 300 personen umbkamen von
meines sohns leütten. Er war auch im lauffgraben; es ist ein groß glück,
daß er davon kommen. Den 10. schlugen sie die chamade undt der
gouverneur, so ein graff von Effern ist, schickte meinem sohn ostagen undt ein
project von capitulation, welche meinem sohn nicht gefiel, setzte derowegen
selber eine capitulation auff undt schickte die ostagen wider zurück; im fall
der graff von Effern die capitulation nicht unterschreiben wolle, wolle er
gleich den sturm rennen laßen. Aber die in der statt wolten das nicht wagen
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undt unterschrieben gleich alles; also haben die unßere gleich den 11. die
pfortten besetzt, den 15. solte der gouverneur außziehen. Es stehet in der
capitulation, daß ein schloß in den bergen, so mitt 2000 mann besetzt ist
undt die communication vom Königreich Aragon undt Valance verhindert,
undt Allez heist, auch solle gelieffert werden. Unßer Herrgott schickt die
sachen wunderbarlich, denn meinem sohn geschicht das glück just den 11., wo
alles so gar unglücklich in Flandern abgeloffen ist
[2] … Es war zeit, daß
mein sohn dießen platz bekommen, denn der secours ist dem graff
Starenberg just den 9. Julli ahnkommen … Gott gebe dießen winter einen gutten
frieden, das würde mich ebenso sehr erfrewen alß daß Tortose über ist, denn
ich bin greülich müde, meinen sohn immer in so großer gefahr zu wißen. …
Es ist eine große naredey von den gazetten, zu sagen, daß unßer König
kranck, sein leben seindt I. M. nicht gesunder geweßen, alß nun; sie sehen
gesundt auß undt jagen alle tag entweder den hirsch oder schießen felthuner
undt fassanen. …