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Brief vom 27. Januar 1709

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


680.


[199]
Versaille den 27. Januari 1709.
… Man muß hoffen, daß die vergangene glückliche zeitten einmahl widerkommen werden vor unßern König; Gourville hatt nur zu woll prophezeyt. Ich weiß leyder nur zu woll, wie es mitt Gand undt Brüge abgeloffen[1]
Ich mache es, wenn ich E. L. waß schicke, alß wie das teütsche sprichwordt sagt: ich werff eine bradtwurst nach ein seyten speck[2]; es geht mir heütte wie man hir im sprichwordt sagt: comme un asne entre deux prés, qui ne scoit, auquel aller[3], denn ich habe 3 gnädige schreiben von E. L. zu beantworten, weiß nicht, bey welchem ich ahnfangen soll. Aber ich dencke alleweill, daß, wenn E. L. meine viereckete figur sehen solten mitt meinem dicken bauch undt allen cittationen von sprichwörtern, würden sie meinen, Lisselotte seye in Sancho Pança verwandelt … Man hört zu Paris nichts alß lautter trawerige sachen von krancken undt sterbenden; der todt nimbt viel docktoren weg; l’abbé Aygnan[4], der so berümbt war, ist auch fort. Es sollen seyder den 6. Januari allein zu Paris 24 000 menschen gestorben sein; die pest ist nicht ärger. Hir seindt auch erschrecklich viell leütt gestorben; man sicht nichts in den gaßen alß begräbnuß undt le St. sacrement gehen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. Januar 1709 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 199
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0680.html
Änderungsstand:
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