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Brief vom 27. November 1710

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


740.


[258]
Versaille den 27. November 1710.
… Man solte es auffschreiben, daß E. L. in 80 jahren complet noch die starcke haben, mitt Dero enckel, dem cronprintz[1], einen teütschen dantz zu dantzen; das könte ich E. L. nicht nachthun. Wie hatt der cronprintz so gar recht, nicht gern frantzösch zu dantzen, das ist langweillig zu thun undt zu sehen. Bey dem Churprintz ist der maußdreck unter dem [259] pfeffer gemischt, bey dem cronprintz ist alles pur, also kein wunder, daß sie different sein.
Es ist eine wunderliche sache mitt dem verhengnuß, daß just der printz von Wolffenbüttel sterben muß vor Philipsburg[2], umb I. L. dem Churfürsten zu Braunsweig alles unglück über den halß zu laden, so I. L. mitt dero geweßenen gemahlin gehabt haben … Das ist doch ein zeichen, daß der Churprintz von gutt naturel, daß er von taffel geloffen, sein großfrawmutter[3] zu sehen; dieße hertzogin muß woll alt außsehen, denn sie ist es in der that; ich halte sie vor viel älter, alß E. L., undt wie man mir E. L. beschreibt, so müßen sie viel junger scheinen, alß die hertzogin von Zel. Alle frantzösche damen delicattiren sich[4], unter hundert findt man nicht zwey, so nicht so sein; durch das ewige einsitzen undt ohne lufft werden sie in der that delicat. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. November 1710 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 258–259
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0740.html
Änderungsstand:
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