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Brief vom 5. Februar 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


748.


[266]
Marly den 5. Februari 1711.
… Nirgendts ist conversation, zu Meudon sprechen sie unter einander, aber Monseigneur spricht gar wenig sowoll alß der König; ich glaube, der König zehlt seine wörtter undt will die zahl nie überschreiten. Zu St. Clou ist keine conversation mehr, mein sohn geht nicht mehr hin; alle damen seindt in solchen ängsten, etwaß zu sagen, so hir mißfahlen könte, daß wenig, so von waß anderst reden alß von kleyder undt spiel, welches mir zimblich langweylig vorkompt.
Der König in Preüssen hette zu seiner gemahlin sagen können wie Dorine in der comedie vom Tartuffe[1]: vous estes devotte et vous vous emportés; sie hetten sich beßer gouverniren sollen, umb beysammen zu bleiben undt auffs wenigst ihre religion verzehlen. Ich finde des Königs andtwortt hart. Der duc de Marlbouroug wirdt sich vielleicht gantz wider bey seiner Königin einschleichen mitt seiner souplesse. Ich mögte gern wißen, ob es wahr ist, daß Ruffingnie[2], welchen man in Englandt mylord Gallay heist, obligirt ist, rechenschafft von viellen sachen zu geben, unter andern: warumb die schlacht von Almansar[3] verlohren worden. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 5. Februar 1711 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 266
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0748.html
Änderungsstand:
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