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Brief vom 19. März 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


750.


[267]
Versaille den 19. Mertz 1711.
… Ich glaube, daß eine von den grösten sünden von der welt ist, den peupel zu opressiren; das kan nie glück bringen, dem König nie zu sagen, in welchem standt seine affairen sein, undt dadurch alles drunter undt drüber gehen zu laßen; da könt man von sagen wie in der comedie vom Empereur dans la lune[1]; auch der pretext ist eben daßelbe, daß es schadtlich vor die gesundtheit ist; wenn man sehr an die leütte gewohnt ist, kan man sie ungern mißen, das begreiffe ich gar woll. … In Teütschlandt wuste man nur in general, daß der printz Carl Friedrich in Franckreich vergeben worden, aber man wuste nicht, wie oder wan, das habe ich erst hir erfahren, daß es die Brinvillie[2] geweßen. Ein solch monster hatt man nie erlebt, wie dieße war, sie hatt wie ein art von confession auffgeschrieben mitt ihrer eygenen handt; soll so abscheülich geweßen sein, daß die justiz es hatt verbrennen laßen, damitt es niemandts sehen möge. Sie war nicht heßlich, weiß wie schnee, gar eine schönne, glatte hautt undt ein modest, sanfftmüttig gesichtgen, undt gar klein von person.
Wenn ich lang schnuptoback riche, wirdt mir wie übel, bin recht fro, daß E. L. es auch haßen; ich halte mich noch auff alt teütsch, nehme keine frembte sachen. Daß printz Eugene ein schön hauß gebawet[3] undt schöne gemähls undt porcelainen drinen thun will, finde ich loblich. Es ist kein wunder, daß er mitt toback beschmirt ist, seine naßlöcher seindt zu weit offen, umb den toback drinen halten zu können …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 19. März 1711 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 267
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0750.html
Änderungsstand:
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