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Brief vom 26. März 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


752.


[268]
Versaille den 26. Mertz 1711.
… Mad. du Maine[1] hatt sich gar jung geheüraht, einen complaisanten herrn[2] bekommen, bey welchem sie sich nicht zu zwingen hatt. Sie hatt allezeit ihre eygene quinten[3] gefolgt; ohne divertissementen kan sie nicht leben undt es muß alß wider waß anderst sein. Mons. le prince[4], mad. du Maine herr vatter, machte groß werck von faveur, meinte, er würde durch mons. undt mad. du Maine gantz Franckreich regiren. Der mons. le prince, den man hir den großen Condé heist, der war ebenso lache undt ahn die faveur attachirt alß sein sohn, hette er nicht gehen können, were er gekrochen.
Es were unahngenehm vor E. L., wenn der König in Preüssen sich mitt I. L. dem Churfürsten, ihrem herrn sohn, brouilliren solten; wünsche, [269] daß die unverständt sich legen mögen. Was geht dem König in Preüssen Hildesheim ahn? es gehört ihm ja nicht zu undt ist catholisch[5].
Der pfarer macht es vielleicht wie in der commedie eine magt sagt, undt studirt kein buch mehr, alß seine fraw; drumb predigt er nicht mehr woll. Ich muß lachen, daß E. L. den pfarer Noldemus[6] dem auerhanen vergleichen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. März 1711 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 268–269
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0752.html
Änderungsstand:
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